Pflegeschüler in einem Krankenzimmer
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Chronik

Angehende Pflegekräfte wandern ab

In ganz Oberösterreich fehlen Pflegekräfte. In manchen Altersheimen können Zimmer nicht belegt werden, weil das entsprechende Personal dafür nicht vorhanden ist. Ein Mitgrund für den Mangel ist, dass es viele für die Ausbildung ins benachbarte Bayern zieht.

Die Akademisierung des Pflegeberufs sollte den Pflegeberuf eigentlich aufwerten, erweist sich in mancher Hinsicht jetzt aber als Boomerang. Seit 2014 gibt es auch in Oberösterreich den Fachhochschullehrgang Gesundheits- und Krankenpflege. Um sich zur Pflegekraft ausbilden zu lassen, brauchen Interessentinnen und Interessenten eine abgeschlossene Matura. In Deutschland ist das nicht der Fall, das lockt vor allem in der Grenzregion angehende Pflegekräfte nach Bayern, wie Recherchen des ORF Oberösterreich zeigen.

Tägliche Grenzpendler

Die 20-jährige Stefanie Weber aus der Schärdinger Gemeinde Raab ist so ein Beispiel. Seit drei Jahren pendelt die junge Innviertlerin jeden Tag für ihre Ausbildung nach Passau. Dort kann sie ihr Examen ohne Matura machen. Stefanie absolvierte zuvor eine Fachschule mit Gesundheitsschwerpunkt und wäre damit für einen Fachhochschul-Lehrgang nicht zugelassen. Sie ist nicht die einzige.

Wie sie pendeln auch andere Auszubildende aus dem Inn- und Hausruckviertel über die bayrische Grenze. Nicht alle kommen nach der abgeschlossenen Ausbildung zurück nach Oberösterreich.

Hälfte bleibt in Bayern

Direktorin Silvia Heininger von der Krankenpflegeschule in Passau bestätigt, dass 18 österreichische Auszubildende täglich an ihren Standort pendeln. Dort sei man froh über jeden und jede einzelne, weil auch auf deutscher Seite ein Fachkräftemangel herrsche. Viele, die keine Matura haben, aber in der Pflege arbeiten wollen, geben sich nicht mit der zweijährigen Ausbildung zur Pflegefachassistenz zufrieden, so die Schulleiterin.

Jene, die in Passau landen, würden die fundierte dreijährige Ausbildung in Bayern bevorzugen. Jeder und jede zweite aus Österreich bleibe dann auch nach abgeschlossener Pflegeausbildung in Deutschland, habe die Vergangenheit gezeigt.

Hattmannsdorfer kritisiert „Akademisierungsdrang“

Der für den Pflegebereich im Land verantwortliche Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) kritisiert in einer Reaktion den „zunehmenden Akademisierungsdrang des Pflegebereichs“. Unabhängig von der Vorbildung brauche es „für die Betreuung unserer Liebsten eine qualitätsvolle Ausbildung und vor allem eine gehörige Portion Nächstenliebe und Empathie“, so Hattmannsdorfer in einer Aussendung.