BEDROHTE ÄRZTIN AUS OBERÖSTERREICH TOT IN IHRER ORDINATION GEFUNDEN: GEDENKEN VOR DEM GESUNDHEITSMINISTERIUM
APA/Tobias Steinmaurer
APA/Tobias Steinmaurer
Chronik

Bedrohte Ärztin tot aufgefunden

Jene Ärztin aus Seewalchen am Attersee (Bezirk Vöcklabruck), die monatelang von Impfgegnern bedroht wurde, ist am Freitagmorgen tot aufgefunden worden. Die Hausärztin hatte erst vor Kurzem ihre Praxis geschlossen. Die Polizei bestätigt einen Suizid.

Jene bedrohte Ärztin aus Seewalchen am Attersee, die im vergangenen Monat ihre Ordination geschlossen hat, ist tot. Sie wurde heute Früh in ihrer Praxis gefunden. Es wird davon ausgegangen, dass sie sich das Leben genommen hat. Die Hausärztin war seit Pandemiebeginn häufiger in der Öffentlichkeit aufgetreten und so über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden.

Auftritt in der Öffentlichkeit

Im Frühling vergangenes Jahr war die Hausärztin aus Seewalchen erstmals verstärkt öffentlich aufgetreten, indem sie auf ein mutmaßlich hilfreiches Coronavirus-Medikament hinwies – einen Asthma-Spray. Danach gab sie immer wieder zu den Themen Impfung und Coronavirus-Erkrankung Interviews, erhielt bald auch Drohungen von Impfgegnern und Coronaleugnern, die mit der Zeit immer massiver wurden. Sie erhielt auch vorübergehend Polizeischutz.

Praxis seit Juni geschlossen

Danach engagierte sie selbst eine private Sicherheitsfirma, baute für Schutzmaßnahmen ihre Praxis um, was zunehmend zur finanziellen Belastung wurde, wie sie öffentlich schilderte. Erst vor kurzem kündigte die Hausärztin an ihre im Juni geschlossene Praxis nicht mehr aufsperren zu wollen. Heute früh wurde sie tot in ihrer Ordination entdeckt. Es wurden auch Abschiedsbriefe gefunden. Fremdverschulden wird laut Staatswanwaltschaft ausgeschlossen.

Trauer und Bestürzung in Politik

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), dessen Rücktritt die Ärztin vor zwei Tagen noch gefordert hatte, reagierte bestürzt auf die Nachricht vom Tod Kellermayrs. Sie habe „ihr Leben der Gesundheit und dem Wohlergehen anderer gewidmet. Morddrohungen gegen sie und ihre Mitarbeitenden waren brutale Realität. Hass gegen Menschen ist unentschuldbar. Dieser Hass muss endlich aufhören“, schrieb er auf Twitter.

Zutiefst schockiert zeigt sich auch die Österreichische Ärztekammer. Dieses tragische Ereignis würde in erschreckender Weise zeigen, welche Folgen Hass im Netz haben können, so Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart in einer Aussendung. Außerdem zeige es die Notwenigkeit von Unterstützung, nachdem medizinisches Personal in Spitälern und Ordination einer stetig steigenden Gewalt ausgesetzt sei.

Polizei in Kritik geraten

Die Polizei war im Zuge der Ermittlungen in die Kritik geraten, zu wenig getan zu haben. Ein Sprecher der Landespolizeidirektion Oberösterreich wies dies gegenüber der APA zurück: Man sei seit November in ständigem Austausch mit der Ärztin gewesen und habe versucht ihr Schutz zu bieten. Man habe „alles getan, was möglich ist“, sowohl was Sicherheit als auch was die Ermittlungen betreffe. Letztere seien noch im Laufen, bestätigte er.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall. Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.