Cannabis aus dem Labor in Spritze Krankenhaus
ORF OÖ
ORF OÖ
Gesundheit

Cannabis in Spitälern im Einsatz

Das Konsumieren von Cannabis bzw. Marihuana soll bald auch in Deutschland weitgehend erlaubt sein. Auch in Österreich gibt es Bereiche, in denen Cannabis zum Teil schon seit mehr als einem Jahrzehnt legal im Einsatz ist, etwa in Spitälern als Medikament.

Cannabis-Medikamente gibt es in Österreich meist in Tropfen- und Tablettenform. Gekifft wird in den Krankenhäusern nicht. Cannabis hat in den oberösterreichischen Spitälern mittlerweile einen festen Platz erhalten, etwa auf der Palliativstation im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. Dort wird jeder zehnte Patient oder Patientin mit Cannabis-Medikamenten behandelt, meist um den Appetit anzuregen.

Wirkstoff kommt aus dem Labor

Im Großteil dieser Medikamente sind keine Cannabis-Pflanzen enthalten. Der Wirkstoff kommt aus dem Labor, erklärt der Leiter der Krankenhausapotheke der Elisabethinen in Linz, Wolfgang Ibrom: „Der Vorteil von einer vollsynthetischen Herstellung ist, dass das Produkt standardisiert ist, der THC-Gehalt ist konstant und damit gut rezeptierbar.“

Cannabis aus dem Labor in Spritze Krankenhaus
ORF OÖ

Patienten haben mitunter Hürde vor Cannabiseinnahme

Seit zwölf Jahren werden Cannabis-Medikamente unter anderem bei den Elisabethinen hergestellt. Die Patientinnen und Patienten stehen der Medizin mitunter skeptisch gegenüber. „Werde ich jetzt süchtig oder bin ich jetzt ein Junkie – das sind häufige Fragen, und das ist natürlich nicht der Fall“, so der Leiter der Palliativstation bei den Barmherzigen Schwestern, David Fuchs.

Deutschland plant Freigabe von Cannabis

Anders als in Österreich will Deutschland Cannabis freigeben. Bei der geplanten kontrollierten Freigabe von Cannabis in Deutschland soll der Schutz vor Gesundheitsrisiken eine zentrale Rolle spielen. Vorgegangen werde nach dem Prinzip „Safety first“ (Sicherheit zuerst), sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Ende Juni bei einer Expertenanhörung zur Vorbereitung eines geplanten Gesetzgebungsverfahrens in Berlin. Die Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP hatten sich auf eine Legalisierung der bisher verbotenen Droge verständigt.

Cannabis soll für Genusszwecke abgegeben werden

Im deutschen Koalitionsvertrag heißt es, man wolle eine „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften“ einführen. Lauterbach sagte, das Vorhaben sei „alles andere als trivial“. Zu klären seien etwa Aspekte des Jugendschutzes, aber auch im Strafgesetzbuch, im Steuerrecht oder im Straßenverkehrsrecht. Nach mehreren Expertenanhörungen solle auf dieser Basis im Herbst ein Eckpunktepapier und Ende des Jahres ein Gesetzentwurf vorlegt werden, „so dass wir dann mit dem Gesetzgebungsverfahren im nächsten Jahr durchstarten können.“

Cannabis im Therapieeinsatz

Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat einen Antrag auf „Aufhebung des Cannabis-Verbots“ abgelehnt. In den Nachbarländern ist das anders: Nach Tschechien soll Cannabis auch in Deutschland weitestgehend legalisiert werden. Aber auch in Österreich gibt es Bereiche, wo Cannabis bereits seit Jahrzehnten erlaubt ist.