Installation: Garten der Zukunft?
ars electronica/disnovation.org
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Kultur

AEC-Festival: Prototyp der Nachhaltigkeit

Das Ars Electronica Festival 2022 „Welcome to Planet B“ von 7. bis 11. September in Linz sieht sich als Prototyp der Nachhaltigkeit. Es gibt Konzepte unter anderem für die Anreise, die Müllverwertung sowie Marketing und Promotion.

„Ist es möglich, ein Kulturevent dieser Größe nachhaltig zu gestalten?“ Diese Frage stand vor dem Festival mit dem Untertitel „A different life is possible. But how?“. Um das „Aber wie?“ dreht sich die ganze Veranstaltung im Kontext von Kunst, Technologie und Gesellschaft und klammert auch das von vielen gemiedene Thema Verzicht nicht aus.

Mitnehmen, wie beginnen die Welt in Ordnung zu bringen

Das Festival 2022 sei ein Gedankenprozess von zwei Jahren, erklärte Festivalleiter Martin Honzik im APA-Gespräch. „Die Künstler machen sich dieselben Sorgen wie wir“, sagte er. Aber wie könne man die Probleme lösen, welche Brücken braucht es dazu? Für die Besucherinnen und Besucher soll es „eine multiple Erfahrungsform sein, sie sollen sich nicht nur aneignen, wie die Zukunft aussehen wird, sondern mitnehmen, wie man vor der eigenen Haustür beginnen kann, die Welt wieder in Ordnung zu bringen“.

Möglichst umweltfreundliche Anreise nach Linz

Alle sollen heuer – innerhalb der geltenden Coronavirusauflagen – nach Linz kommen. Das persönliche Treffen sei ein Grundgedanke des Festivals, die Nachhaltigkeit wird klar kommuniziert: Für Mitwirkende gilt bei einem Weg von bis zu 1.500 Kilometern und innerhalb Europas die Anreise mit der Bahn. Für längere Anreisen „empfehlen wir, möglichst einen Direktflug nach Wien zu buchen und die restlichen 170 Kilometer mit dem Zug nach Linz zu reisen“, gibt Festivalorganisatorin Christl Baur Auskunft.

Anreiseempfehlungen für Besucher

Die nicht vermeidbaren Flugmeilen werden in Zusammenarbeit mit Climate Austria kompensiert. Dadurch stünde zwar etwas weniger Geld für das Programm zur Verfügung und seien einige Kunstwerke weniger zu sehen, das hebe im Gegenzug die Qualität hervor, sagte Honzik. Für Besucherinnen und Besucher gibt es Anreiseempfehlungen und Goodies fürs Dranhalten.

Längere Beleuchtung für Radfahrerinnen

Für die Wege in Linz habe man erreicht, dass das Licht am Donaudamm länger an bleibt, damit die Radfahrerinnen und Radler sicher nach Hause kommen. Der Festivalpass gilt wie immer als Fahrschein für die Linz Linien. Um das Publikum künftig besser in der Mobilität unterstützen zu können, werden heuer Daten erhoben, von wo und wie die Leute zum Festival kommen.

Müllverwertung – kommt künftig KI zum Einsatz?

Jeglicher Müll, der in den fünf Tagen anfällt, wird recycelt. Im Park der Johannes Kepler Universität (JKU), wo das Festival heuer wieder stattfindet, kann man in einer „Transformation lounge“ dabei zuschauen. Es wird auch über mögliche Modelle für die Zukunft und die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) darin nachgedacht, etwa eine Sensorik, die im Mülleimer auswertet, was drin ist. „Wir bestimmen, was reinkommt“, fing Honzik bei den Lebensmitteln an. Es wurde viel mit den Essenslieferanten und Müllverwertern diskutiert, was möglich ist. Verwendet würden ausschließlich österreichische Produkte und Biolebensmittel.

Montage: auf einer Hand liegt eine durchscheinende Scheibe
ars electronica/Fara Peluso

Die Festivalarchitektur sei so konzipiert, dass sie die nächsten drei Jahre gebraucht werden kann. Das stellt natürlich Ansprüche an den Gestaltungsspielraum, die möglichst raumsparende Aufbewahrung. Auch Plastiklösungen hätten Platz, so Honzik. Viele Unternehmen seien mit auf dem nachhaltigen Weg, etwa BMW oder der Kunststoffhersteller Greiner, der „das kritischste Themensymposium patronieren“ werde. „Wir haben ein gesamtgesellschaftliches Interesse, deshalb sind Unternehmen weiter willkommen“, verortet der Festivalleiter den Spirit vom „Festival für alle“.

Marketing und Promotion sind Herausforderungen

Wie man Marketing und Promotion mit Nachhaltigkeit in Einklang bringt, sei durchaus eine Herausforderung, gibt Honzik zu, man müsse dies eben mit neuen Werten versehen. Wichtig sei die Kommunikation mit Besuchern und Partnern. „Nicht nur Linz, auch Tokio hat das gleiche Problem“, deshalb entstehe mit dem Festival ein Prototyp, „den wir anderen gerne zur Verfügung stellen werden“, kündigte er an.