Gastronomie – Kellnerin bedient Gäste im Restaurant
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Wirtschaft

Wirtesprecher verteidigt Gastro-Szene

Von Einzelfällen spricht Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger angesichts der harschen Kritik der Arbeiterkammer (AKOÖ) an arbeitsrechtlichen Mängeln in der Gastro-Branche. Gastronomen hätten aber in der Regel keine Personal- oder Rechtsabteilung zur Unterstützung – da könnten natürlich auch Fehler passieren.

In der Gastronomie liege arbeitsrechtlich vieles im Argen, kritisiert die oberösterreichische Arbeiterkammer. Beschäftigte sollen systematisch unterbezahlt sein, Abrechnungen mangelhaft und Einstufungen oft falsch vorgenommen werden. Verstöße gegen das Arbeitsrecht würden so gut wie täglich passieren. Mehr in AK-Kritik an Gastro-Szene (ooe.ORF.at, 10.7.22)

Kleinstrukturierte Betriebe – Chef muss alles machen

Der Sprecher der oberösterreichischen Wirte, Thomas Mayr-Stockinger reagiert jetzt gegenüber Radio Oberösterreich auf die Kritik, er spricht von Einzelfällen und sagt: „Wir sind keine großen Konzerne in der Regel, sondern kleinstrukturierte Betriebe, wo der Chef für alles verantwortlich ist. Daher gibt es natürlich auch viele Betriebe, die ab und zu an die Grenze kommen, aber das sind Ausnahmefälle.“

Wirte: Übersicht über „Gesetzesflut“ schwierig

Es gebe beständig eine Flut an Gesetzen, so Mayr-Stockinger. Da könne es schon einmal passieren, dass „man da vielleicht das eine oder andere mal übersieht“, vor allem, wenn man keine eigene Personal- und Rechtsabteilung dazu habe. Stockinger sagt: „In Summe sind wir bei weitem nicht die schlechtesten ArbeitgeberInnen und von daher kommen auch sehr viele neue Lehrlinge hinzu.“

Lehrlinge in der Gastro-Küche
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Koch/Köchin und seit kurzem auch Kellner/Kellnerin zählen in Österreich offiziell zu den Mangelberufen.

Lehrlingsmangel als Ursache für hohe Lehrabbruchsquote

Laut AKOÖ gibt es allerdings eine sehr hohe Lehrabbruchsquote in der Gastronomie von 45 Prozent – es bricht also fast jeder zweite seine Lehre ab. Stockinger glaubt aber nicht, dass die Lehrlingsausbildung im Gastrobereich zu hart sei. Vielmehr würden jetzt angesichts des akuten Lehrlingsmangels auch Jugendliche und Personen eingestellt, die man früher eher nicht genommen hätte, so Stockinger: „Aber natürlich finden jetzt viele Mitarbeiter eine Chance im Tourismus – auch wenn sie vielleicht früher abgelehnt wurden. Aufgrund der viele offenen Lehrstellen nimmt man nahezu jeden Lehrling, der anfangen möchte und schaut, ob man ihn eventuell im Betrieb entwickeln kann.“ Das würde natürlich auch die Abbruchsquote erhöhen.

Arbeit im Tourismus auch mit abgebrochener Lehre

Allerdings würden auch viele Lehrabbrecher trotzdem im Tourismus weiterarbeiten, denn selbst mit der – abgebrochenen – Berufspraxis werde man dann auch von anderen Betrieben gerne eingestellt, so Mayr-Stockinger.