Fassade Theater Phönix
Tom Mesic
Tom Mesic
Kultur

Theater Phönix: Neues unter neuer Führung

Einen Neubeginn in mehrerlei Hinsicht plant das Linzer Theater Phönix ab Herbst: Die designierte künstlerische Leiterin Silke Dörner will es als „Volkstheater im wahrsten Sinn des Wortes“ mit neuen Formaten und einem diverseren Ensemble zugänglicher machen.

Dörner, die seit 1995 am Phönix ist, und das Haus vor allem für seine „Offenheit und Zugänglichkeit“ schätzt, will die „Dialogbereitschaft mit dem Publikum wieder verstärkt wahrnehmen“ und auf die gesellschaftlichen Veränderungen eingehen. Theater sei immer auch ein „Spiegel der Gesellschaft“ und dies zeige sich gerade beim Theater Phönix direkt vor der Haustüre in der Wiener Straße, die sich seit der Gründung des Theaters 1989 grundlegend verändert hat.

Ensemble aufgestockt und diverser

Diese Vielfalt will Dörner auf unterschiedliche Art ins Theater holen: Das Ensemble, das auf sechs fix angestellte Schauspielerinnen und Schauspieler aufgestockt wurde, hat sie diverser aufgestellt. Martin Brunnemann bleibt aus der bisherigen Crew, neu dazu kommen Gina Christof, Mirkan Öncel, Gulshan Bano Sheikh, Lara Sienczak und Marius Zernatto.

Zugänglicher sein soll das Haus künftig auch aus infrastruktureller Sicht: Durch einen neuen Treppenlift wird der obere Stock barrierefrei erreichbar und Induktionsschleifen an der Kassa und in zwei Sälen erleichtern Menschen mit Hörgeräten den Theaterbesuch.

Neue Formate für Familien und mit Studierenden

Aus inhaltlicher Sicht sollen neue Formate Abwechslung bringen und auch etwa Familien als Zielgruppe ansprechen: „Klimazone“, lässt als Sinnestheater das Publikum am eigenen Leib den Klimawandel im Schnelldurchlauf spüren. Bei „Rückkehr nach Linz“, einem Stationentheater, bewegt sich das Publikum mit den Schauspielern gemeinsam durch die Landeshauptstadt abseits von klassischen Linz-Orten. Neu sind zudem die „Balkon:Dienstage“, die im von Studierenden der Kunstuniversität Linz neu gestalteten „Phönix:Balkon“ zu Begegnung und Austausch mit Theatermachern ebenso wie Expertinnen und Experten einladen.

Mehr Stücke ins Repertoire

Daneben soll aber nach wie vor eine Auseinandersetzung mit klassischen Autoren und Stücken stattfinden – so steht als erste Premiere der neuen Spielzeit „Antigone“ in einer Fassung der Friedensaktivistin Katja Ladynskaya auf dem Spielplan. Zudem will Dörner weg vom En-Suite-Betrieb und mehr Stücke ins Repertoire aufnehmen und diese somit spielzeitenübergreifend im Programm haben.

Neue Saison bringt Erstaufführungen und Klassiker

In der kommenden Saison gezeigt werden außerdem die österreichische Erstaufführung von"Identitti" nach dem Roman von Mithu Sanyal, der unter anderem weiße Privilegien und strukturellen Rassismus thematisiert, sowie Jura Soyfers Satire „Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang“ aus dem Jahr 1936, ein „kosmisches Weltuntergangsszenario“, das nach wie vor aktuell sei.
Am Spielplan findet sich außerdem eine szenische Lesung von A. R. Gurneys „Love Letters“ mit den beiden Phönix-Urgesteinen Ingrid Höller und Ferry Öllinger sowie „Blind Gang Boom, Once We Were Golden“ der Südtiroler Autorin Eleonore Khuen-Belasi, die auch selbst Regie führt. Sie stellt darin die bisherige Aufarbeitung der NS-Vergangenheit einem Blindgänger gegenüber, der nach wie vor in der Erde feststeckt und darauf wartet, zu explodieren.

Neben einer Reihe an Gastspielen steht außerdem wieder eine Produktion von „Das Schauwerk“ mit dem Titel „Heroisch in die Katastrophe oder From Zero to Zack Prack!“ im Rahmen des Theaterfestivals Schäxpir auf dem Programm.