Thermostat einer Heizung
APA/dpa/Hauke-Christian Dittrich
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Wirtschaft

Nervosität nach Gas-Drosselung

Es ist eine Frage, die seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges über den Köpfen der Wirtschaft kreist. Ist es denkbar, dass Russland den Gashahn zudreht? Am Donnerstag meldeten mehrere Länder in Europa, auch Österreich, dass die Gaslieferungen stocken. Auch in Oberösterreich steigt jetzt die Nervosität.

Aktuell fließe laut dem Netzbetreiber „Netz Oberösterreich“ genug Gas nach Oberösterreich. Sogar so viel, dass stündlich mehr als 100.000 Kubikmeter Gas eingespeichert werden können. Das sei fast so viel, wie aktuell verbraucht werde. Aber dass Russland die Gasmengen gedrosselt hat, sorgt hierzulande für merkliche Nervosität. Würde es gravierende Kürzungen geben, seien die Folgen katastrophal, warnt Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer.

„Wäre ein Zurückwerfen der Wirtschaft um Jahrzehnte“

Es bedeute tatsächlich ein Zurückwerfen der Wirtschaft um Jahrzehnte und Massenarbeitslosigkeit, so Hummer weiter. Dahinter verstecke sich ein perfides Spiel von Putin, einerseits den Preis seines Gases hoch zu treiben, andererseits die europäischen Länder und jetzt auch Österreich politisch und wirtschaftlich zu verunsichern, so die Wirtschaftskammerpräsidentin am Donnerstag.

Politik fordert „Aufklärung“ und „konkrete Pläne“

Auch in der Politik herrscht hinter den Kulissen offenbar zunehmende Wirbel. Landeshauptmann Thomas Stelzer von der ÖVP fordert vom Energieministerium Aufklärung und einen Plan über die weitere Vorgehensweise. Unterstützung kommt dabei von den Sozialdemokraten. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch fordert konkrete Pläne, wie man die Energieversorgung sicherstellen kann.

Österreich meldete Gasreduzierung durch Russland

Nach Deutschland meldeten am Donnerstag auch Österreich und Tschechien reduzierte Gaslieferungen aus Russland. Ein Sprecher des heimischen Öl- und Gaskonzerns OMV sagte, der russische Lieferant Gasprom habe über eine Reduzierung informiert. „Wir werden diese Mengen, sofern aufgrund des geringeren Gasbedarfs überhaupt notwendig, durch Speichermengen und Mengen vom Spotmarkt ersetzen. Die Versorgung unserer Kunden ist derzeit sichergestellt.“

Auch ein Sprecher des tschechischen Versorgers CEZ sagte am Donnerstag, es gebe Einschränkungen, die mit technischen Problemen zusammenhingen. Gasprom hatte diese Woche bereits zwei Tage lang Gaslieferungen nach Deutschland zurückgefahren und zur Begründung auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gaskompressoren verwiesen. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte daraufhin behauptet, das sei vorgeschoben. Es sei offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.

Preise steigen

Tatsächlich zogen die Preise an: Der richtungweisende Terminkontrakt zog am Donnerstag um bis zu 30,5 Prozent auf 148,73 Euro je Megawattstunde an. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge könnten Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline „Nord Stream 1“ ausgesetzt werden. Dabei wurde erneut auf Probleme mit Reparaturen verwiesen.