Seit Beginn der Pandemie sind die Möbelbranche und ihre Zulieferer im Aufwind. Das spürt auch der Spezialist für Küchenarbeitsplatten Strasser Steine. Das Unternehmen aus St. Martin im Mühlkreis (Bezirk Rohrbach) ist mit 16 Prozent mehr Umsatz wieder stark gewachsen und will jetzt mit einer Weltneuheit auch am Markt für besonders nachhaltige Produkte punkten. Strasser Steine hat ein neues Produkt entwickelt, das aus alten Küchenplatten neue macht.
Zunehmend alte Arbeitsplatten
Das System heißt Re-Stoning. Wenn jemand in Österreich oder Deutschland seine alte Küche austauscht, werden die Steinarbeitsplatten von Strasser zurückgenommen. Bisher wurden diese Platten zerkleinert und oft als Füllmaterial im Straßenbau verwendet. Da vor 20 Jahren Steinarbeitsplatten in Mode kamen, fallen jetzt in der Entsorgung Jahr für Jahr mehr Küchenplatten an.
Strasser Steine will diesen Rücklauf für sein neues Produkt nutzen. Es besteht aus zerkleinerten alten Platten und Resten aus der Mühlviertler Produktion, die mit einem Bindemittel zu neuen Arbeitsplatten geformt werden. Erstmals könnten somit auch Produktionsreste verwertet werden.
Umwelt- und Kostenfaktor
Diese recycelten Arbeitsplatten können wiederum zu 100 Prozent wiederverwertet werden. Dadurch wird vor allem der Rohstoff geschont, denn für das neue Produkt muss kein neuer Stein abgebaut werden. Zudem entfallen lange Transportwege. Steine für Küchenplatten kommen häufig aus Südamerika oder Indien. Die Recyclingplatten werden so auch in der Herstellung günstiger. Durch das Beifügen von eigenem Naturstein-Verschnitt nehmen die Arbeitsplatten die Eigenschaften von Naturstein an, sagt Geschäftsführer Johannes Artmayr. Sie seien zudem leichter zu verarbeiten als herkömmliche Steinplatten.
„Muss“ für Unternehmen
Auf lange Sicht haben Unternehmen keine Wahl, sich bei Kreislaufwirtschaft um neue Entwicklungen zu bemühen, sagt Julia Schmitt, die stellvertretende Leiterin des Instituts für integriertes Qualitätsdesign an der Johannes Kepler Universität in Linz. Der politische Druck steige und gerade vom Industriebundesland Oberösterreich würden Innovationen erwartet. Für die Unternehmen seien Entwicklungen in der Kreislaufwirtschaft aber aufwendig. Es müsse schon beim Produktdesign angesetzt werden. Die Produkte müssen etwa Giftstofffrei sein und von vornherein so konzipiert, dass sie später repariert oder recycelt werden können.
Umsatz 2021 auf 44,1 Mio. Euro gestiegen
Trotz CoV und dem Ausbau am Firmensitz um 23 Mio. Euro sei 2021 der Umsatz um 16 Prozent auf 44,1 Mio. Euro gestiegen. Als einen Grund dafür nannte er die „hohen privaten Konsumausgaben im Wohnbereich“. Die Pandemie und die Lockdowns hätten einen Investitionsschub im Bereich wertige Küchen ausgelöst.
Mitte 2021 wurde auch der Ausbau der Unternehmenszentrale gestartet. Um rund 23 Millionen Euro werden die Produktionskapazitäten und die Infrastruktur erweitert. Außerdem wird ein Naturstein-Kompetenzzentrum namens „Stoneum“ errichtet. Aktuell sind in St. Martin 270 Mitarbeiter beschäftigt.