Die OMV-Chemietochter Borealis teilte am Donnerstagabend mit, dass das Geschäft in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 vollzogen werden soll. Das Angebot von Agrofert bewerte das Geschäft auf Basis des Unternehmens mit 810 Millionen Euro. „Borealis wird in Kürze die obligatorischen Unterrichtungs- und Anhörungsverfahren mit Arbeitnehmervertretern einleiten“, hieß es in der Borealis-Mitteilung. Die Transaktion unterliegt aber noch bestimmten Vollzugsbedingungen und behördlichen Genehmigungen.
Positive Reaktion aus Politik
Eine Bestätigung für die Verhandlungen von Borealis mit Agrofert gibt es auch von ÖVP-Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Für ihn ist besonders wichtig, dass die Produktion und die damit verbunden Arbeitsplätze in Oberösterreich erhalten bleiben. Womit man wohl davon ausgehen kann, dass es von Seiten der Politik keine Widerstände gegen den Deal geben wird. Boreals beschäftigt in der betroffenen Sparte in Linz etwa 700 Mitarbeiter.
Kritik aus Niederösterreich
Kritik am Verkauf der Düngemittel-Produktion kommt von Niederösterreichs Bauernbundobmann und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). „Alle reden von Versorgungssicherheit und dann verkauft ein teilstaatliches Unternehmen – ohne jedwede Not – die strategisch für die Eigenversorgung so wichtige Düngemittelsparte“, sagte Pernkopf am Freitag laut Aussendung. Am Tag der OMV-Hauptversammlung appelliere man „an alle Verantwortungsträger im Vorstand, Aufsichtsrat und der ÖBAG, diesen fragwürdigen Verkaufsprozess zu überdenken“, so Pernkopf und NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek.
Luger will Infrastruktur absichern
Für den Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger ist besonders wichtig, die gemeinsame Infrastruktur der dort ansässigen Betriebe abzusichern. Bisher sei diese in österreichischen Händen gewesen. Mit dem Verkauf an einen tschechischen Konzern ginge aber auch die Infrastruktur zur Gänze ins Ausland. Mit der Österreichischen Bundes-Beteiligungs-Gesellschaft (ÖBAG) gäbe es die Möglichkeit, diese Infrastruktur für den gesamten Chemiepark unter heimischer Prämisse abzusichern, setzt Luger fort.
Konzern aus mehr als 200 Unternehmen
Agrofert ist ein tschechischer Konzern, der in einer Reihe von Branchen in Mitteleuropa tätig ist, darunter Chemie, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Mit einem konsolidierten Umsatz von 7,5 Milliarden im Jahr 2021 umfasst der Konzern mehr als 200 Unternehmen und beschäftigt rund 31.000 Mitarbeiter. Agrofert ist zudem einer der führenden europäischen Hersteller von Pflanzennährstoffen mit Produktionsstätten in Deutschland, der Tschechischen Republik und der Slowakei. Passend, denn die Borealis hat in ihrem Stickstoffgeschäft Pflanzennährstoffe, Melamin und technische Stickstoffprodukte.