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Martin Eder
Martin Eder
Wirtschaft

Voestalpine: Gasstopp wäre dramatisch

Die voestalpine hat derzeit – wie so viele große und kleine heimische Unternehmen – mit einigen Herausforderungen zu tun – von der schwierigen Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis hin zum Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen auf Lieferketten und dem möglichen Ausfall russischer Gaslieferungen.

Würden die Gaslieferungen aus Russland ausfallen wäre das „nicht oder schwer managebar“, so voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner – und zwar keineswegs nur für sein Unternehmen. Hohe Arbeitslosigkeit sei wahrscheinlich, weil industrielle Prozesse und Lieferketten ins Stocken geraten würden.

Auch abseits eines drohenden Lieferstopps ist Energie ein großes Thema für die voestalpine. Ab 2027 soll der CO2-Ausstoß um ein knappes Drittel reduziert werden.

Politik muss Maßnahmen schneller umsetzen

Dafür brauche es aber grüne Energie – Strom und Wasserstoff – und dafür wiederum von der Politik schnellere und klarere Maßnahmen, so Eibensteiner. Viele Unternehmen, auch mittelständische, seien nämlich bereit.

Interesse von Frauen wecken

Engpässe gebe es zudem nicht nur bei Lieferungen, unter anderem wegen des Kriegs in der Ukraine, sondern auch beim Personal. Man hoffe aber weiterhin, heuer 500 Lehrlinge aufnehmen zu können und versucht Frauen für technische Jobs zu finden – u.a. mit viel Werbung und dem Bau eines 24 Stunden Kindergartens, denn noch läuft das Geschäft gut, die Auftragsbücher seien voll.

„Klarheit und Krisenmanagement“

Auch die heimische Industrie warnt vor den Folgen eines Gasstopps und kritisiert das Fehlen von detaillierten Notfallplänen der Regierung. Nach wie vor schwebe ein Stopp oder Einschränkungen der Gaslieferungen aus Russland wie ein Damoklesschwert über dem Standort, pflichtete der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, dem voest-Chef in einer Aussendung am Mittwoch bei. Es brauche für Unternehmen Klarheit und Krisenmanagement seitens des zuständigen Ministeriums für den Notfall, so der IV-Chef. Bisherige Aktivitäten und Pläne würden sich nur auf die kurzfristige Einspeicherung von Gas sowie „auf vage und obendrein unrealistische Szenarien in ferner Zukunft“ beziehen.

Kritik auch von Lebensmittelindustrie

Die stark von Gas abhängige Lebensmittelindustrie fühlt sich auch schlecht informiert. Im Fall eines Komplettausfalls „fehlen uns immer noch die konkreten Notfallpläne“, sagte die Geschäftsführerin des Verbands der Lebensmittelindustrie, Katharina Koßdorff, dem „Standard“ (Mittwochausgabe). Ihre Branche müsse sich im Falle eines Embargos auf Szenarien vorbereiten können. „Wir haben Vorlaufzeiten. Wir müssen intensiver in diese Planungen eingebunden werden.“ Auch Unternehmen im Bereich Glas, Papier und Karton würde ein Ausfall der russischen Gaslieferungen hart treffen. Der heimische Papier- und Kartonriese Mayr-Melnhof kann theoretisch temporär auf Öl umsatteln. Das würde jedoch nicht ausreichen, um alle Produktionskapazitäten auszulasten, hieß es zum „Standard“.