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Chronik

Heuer mehr Privatkonkurse erwartet

Immer mehr Menschen können sich das Leben nicht mehr leisten. Die Teuerung trifft besonders jene, die ohnehin schon am Existenzminimum leben und womöglich auch noch verschuldet sind. Die Schuldnerberatungen haben alle Hände voll zu tun, die Zahl der Anfragen geht steil nach oben.

Für heuer werden etwa 20 Prozent mehr Privatkonkurse erwartet. Für viele ist das tägliche Leben ein Balanceakt. So auch für Rainer. Die Schulden lasten schwer auf seinen Schultern. „Das ist sehr schwierig. Sparen, sparen und nichts leisten“, wie er selbst sagt. Der 36-jährige Disponent hat jahrelang den Kopf in den Sand gesteckt, jetzt versucht er seine finanzielle Schieflage gemeinsam mit der Schuldnerhilfe in den Griff zu bekommen.

„Der Punkt ist der, dass ich Alimente-Schulden angehäuft habe. Mit der Teuerung, man spürt’s. Also ich lebe jetzt von 1.000 Euro im Monat, und muss aber von dem alles selber bezahlen. Es wird jetzt spannend bleiben, wie das noch weitergehen wird“, so Rainer.

20 Prozent mehr Privatkonkurse

Die Schuldnerberater sind alarmiert. Die Anfragen von Hilfesuchenden steigen stark. Sie rechnen heuer mit etwa 20 Prozent mehr Privatkonkursen. Ferdinand Herndler, der Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ sagt dazu: „Wir haben aktuell in Österreich circa 8.000 Konkurse und wir gehen davon aus, dass die Marke heuer 10.000 sein wird, was wir erreichen. In Oberösterreich rechnen wir mit 1.400 bis 1.500 Konkursen. Dem ist geschuldet, dass auch in den letzten Jahren sehr viel aufgeschoben wurde, das aber irgendwann schlagend wird“, so Herndler.

Junge Menschen tappen in Schuldenfalle

Immer mehr junge Menschen tappen in Schuldenfallen. Ein Drittel der Schuldner ist noch keine 30 Jahre alt. „Wenn man über Jugend spricht, die in die Schuldnerberatung kommt, beginnen die Schulden so bei 5.000 bis 15.000 Euro. Wenn die Jugendlichen dann etwas älter werden, werden die Schulden schon allein durch den Zinsen und Kostenlauf sich verdoppeln und verdreifachen in zwei bis drei Jahren. Die durchschnittliche Klientel bei uns ist 35 bis 40 Jahre, und hat so 60.000 bis 70.000 Euro Schulden“. so Thomas Berghuber, der Geschäftsführer der Schuldnerberatung OÖ. Laut dem AKV, dem Alpenländischen Kreditorenverband gibt es seit dem 1. Jänner bereits 406 Privatinsolvenzen in Oberösterreich

Starker Andrang bei Sozialmärkten

Die Oberösterreichische Tafel in Wels hat um fast 40 Prozent mehr Kunden, die Volkshilfe-SOMA-Märkte in Linz und Wels verzeichnen um etwa zehn Prozent mehr Bedürftige. Fred Edlinger, der Bereichsleiter der Volkshilfe-Shops: „Speziell in den letzten Wochen haben wir einen regen Zulauf von unterschiedlichen Menschen, die wir vorher noch nie gesehen haben“.

Inflation sorgt für Probleme

Die hohe Inflation bringt immer mehr Landsleute in Bedrängnis. Besonders hart trifft es jene, die ohnehin schon am Existenzminimum leben und womöglich auch noch verschuldet sind.

„Eine Woche von Brot und Wasser gelebt“

Und der Obmann der Oberösterreichischen Tafel Erwin Hehenberger sagt, einige Kunden würden sprichwörtlich von der Hand in den Mund leben: „Wir haben vor zwei Wochen wirklich einen Klienten gehabt, der eine Woche nur von Brot und Wasser gelebt hat, weil er einfach nichts mehr gehabt hat.“

1.030 Euro sind nur noch 960 Euro wert

Die Rekordinflation von sieben Prozent frisst die Einkommen weg. Das Existenzminimum für Alleinstehende liegt derzeit bei 1.030 Euro im Monat. Aufgrund der Teuerung sind die 1.030 Euro aber nur noch 960 Euro wert. Immer mehr Menschen plagen daher Existenzängste.

Um 20 Prozent mehr Privatkonkurse erwartet

Die Volkshilfe und die Oberösterreichische Tafel rechnen damit, dass sich die Situation in den nächsten Wochen weiter verschärfen wird. Bei den Schuldnerberatungen häufen sich die Anfragen. Experten gehen davon aus, dass heuer um bis zu 20 Prozent mehr Private in den Konkurs schlittern werden.