Ein Hausarzt misst bei einem Patienten den Blutdruck
APA/dpa/Bernd Weissbrod
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Chronik

Weiter Debatte um Wahlärzte

In der Diskussion um die steigende Zahl an Wahlärzten bei gleichzeitig unbesetzten Kassenarztstellen hat sich nun auch die Ärztekammer Oberösterreich zu Wort gemeldet. Man lasse sich zu nichts zwingen, heißt es. Vielmehr müsse man die Rahmenbedingungen modernisieren.

Zu starre Verträge halten vor allem junge Ärztinnen und Ärzte davon ab, eine Kassenstelle zu übernehmen, beobachtet die Vertreterin der Wahlärzte in der Ärztekammer, Claudia Westreicher. Und so entscheiden sich viele für eine Karriere als Wahlarzt, so Westreicher: „Grund Nummer eins ist, dass sie sich die Behandlung von Patienten unter der Prämisse vorstellen, dass sie genügend Zeit dafür aufwenden können. Ein weiterer Grund ist natürlich auch, selbst bestimmen zu können, wann sie diese Leistung anbieten.“

Immer weniger Kassenärzte

Immer mehr Kassenarztstellen bleiben unbesetzt. Wahlarzt oder -ärztin zu sein, erscheint vielen offenbar attraktiver. Vor diesem Hintergrund wird seit Wochen über eine Reform des Systems diskutiert.

„Müssen mehr junge Ärzte ins System bekommen“

Es gelte also, das Vertragssystem zu attraktiveren. Man müsse mehr junge Ärzte ins System bekommen, so auch der Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse Bernhard Wurzer, und zwar unter anderem durch Entlastung in Sachen Bürokratie: „Ich nenne das immer das Susi-Sorglos-Paket, wo wir sagen, Ärztinnen und Ärzte können einen Ordinationsbetrieb bekommen, brauchen sich nicht um die Sprechstundenhilfe oder die Abrechnung kümmern, sondern können in der Früh kommen, so lange Arzt sein, so lange sie in der Ordination sind und den Rest erledigt jemand anderer für sie.“

„Lassen uns sicherlich nicht zwingen“

Zuletzt hatte es von Seiten der Politik Ideen gegeben, Ärzten gewisse Dienste im Kassenwesen vorzuschreiben, etwa direkt nach dem Studium, um zu verhindern, dass sie quasi im Wahlarztwesen „verschwinden“. Dem erteilt Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser eine Absage: „Man kann mit uns reden, wie wir Lösungen finden. Aber wir lassen uns sicherlich nicht in dieser Art und Weise zwingen.“

Mit Zwang treibe man den Ärztenachwuchs ins Ausland – und angesichts einer bevorstehenden Pensionierungswelle könne man das gar nicht brauchen, so Niedermoser bei der Antrittspressekonferenz des neu gewählten Führungsteams, denn sonst drohe sehr wohl ein Versorgungsproblem, und zwar nicht nur bei den Kassenärzten.