Kremsmüller Industrieanlagenbau außen
laumat.at / Matthias Lauber
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Wirtschaft

Kremsmüller sieht Chancen in Alternativenergie

Das Industriemontageunternehmen Kremsmüller sieht in der derzeitigen Lieferketten- und Energiekrise trotz aller Widrigkeiten auch eine Chance: Projekte im Bereich Fernwärme, Wasserstoff und Nutzung industrieller Abwärme würden deutlich zunehmen.

Wirtschaftlich ist Miteigentümer Gregor Kremsmüller nach überstandener Insolvenz zufrieden. 2020 hatte die Kremsmüller Industrieanlagenbau KG nach einem aus dem Ruder gelaufenen Großauftrag Insolvenz anmelden müssen, den Sanierungsplan im Vorjahr aber vorzeitig erfüllt.

Ergebnis „solide positiv“

Im abgelaufenen Jahr blieb die nunmehrige Kremsmüller Anlagenbau GmbH mit einer Betriebsleistung von 160 Millionen Euro auf dem Niveau von 2020, in der Gruppe erwirtschaftete man eine Betriebsleistung von 205 Millionen Euro. Das Ergebnis sei „solide positiv“ und sehr zufriedenstellend. Heuer erwartet Kremsmüller, dass man Betriebsleistung und Mitarbeiterstand – in der Gruppe 1.700, davon 1.300 in Österreich – halten werde. Personal werde händeringend gesucht.

Geschäft durch Lockdowns zunächst gebremst

Zwar hätten 2021 die Lockdowns das Projektgeschäft zunächst gebremst, seit dem zweiten Halbjahr habe es dann aber „beachtliche Auftragseingänge“ gegeben. Die Kremsmüller Gruppe sei mit einem Auftragsstand in dreistelliger Millionenhöhe ins Jahr 2022 gestartet. Viele Projekte würden sich über das laufende Jahr hinaus erstrecken. Der Ukraine-Krieg und die Russland-Sanktionen haben das Unternehmen mit Zentrale in Steinhaus bei Wels offenbar nur am Rande getroffen: Man habe ein einziges Projekt mit direktem Russland-Bezug stornieren müssen, so Kremsmüller, die Auswirkungen seien aber „überschaubar“. Ein Gas-Stopp würde das Unternehmen ebenfalls nicht unmittelbar treffen, denn man heize mit Hackschnitzeln und benötige in der Produktion kein Gas, betonte er. Allerdings sei nicht abschätzbar, wie sich eine derartige Entwicklung „auf der Kundenseite auswirken“ würde.

Materialpreise gelten oft nur mehr am Tag des Angebots

Viel mehr spürt der Konzern die Lieferkettenproblematik. „Oft sind es einzelne Positionen bei Materiallieferungen, die plötzlich weltweit nicht mehr verfügbar sind. Dann beginnt die Suche nach Alternativen“, so Kremsmüller. Bei neuen Angeboten müsse man mit den Kunden Preisgleitklauseln vereinbaren, Materialpreise gelten nur mehr für den Tag des Angebots, schilderte er die mittlerweile gängige Praxis. Daher würden sich wohl einige Projekte in die Länge ziehen – wobei die Projekte bei dem Unternehmen ohnehin häufig auf mehrere Jahre angelegt sind. Aber: „Wir erwarten einen ähnlichen Effekt wie während Corona: Wenn nicht investiert wird, dann wird mehr repariert“ und das sei wiederum gut für das Instandhaltungsgeschäft.

„Grüner Wasserstoff wird Fahrt aufnehmen“

„Wir sehen aber auch einige Chancen in der Krise. Sie entwickeln sich rund um alle alternativen Energieträger“, erwartet Kremsmüller hier Bewegung in vielen Bereichen: So werde sich nun synthetisches Erdgas viel früher rechnen als man angenommen habe. Zu beobachten sei auch, dass die Energieversorger massiv an der Fernwärmeinfrastruktur arbeiten, schilderte er, konkrete Aufträge darf er aber nicht nennen. Kremsmüller erwartet auch, dass sich nun die Produktion von Grünem Wasserstoff, die wegen der günstigen Gaspreise bisher kaum über die Dimension von Pilotanlagen hinausgekommen sei, rasch Fahrt aufnehmen werde.

Neuer Standort für Tochter in Chemnitz

Aktuell sei Kremsmüller beim aktuell größten Projekt für industrielle Abwärme in Deutschland, in dem die Abwärme des Kupferkonzerns Aurubis in Hamburg ab 2024 über 20.000 Haushalte heizen soll, beteiligt. Ebenso mit an Bord ist man beim oberösterreichischen Forschungsprojekt „Heat Highway“, in dem es auch um die Nutzung von Abwärme großer Industriebetriebe gehe. Für seine deutsche Tochter Max Straube, die bereits seit Jahren in Energiewende-Projekten tätig sei, errichtet Kremsmüller derzeit einen neuen Standort in Chemnitz.