LH Thomas Stelzer
Fotokerschi/Antonio Bayer
Fotokerschi/Antonio Bayer
Coronavirus

Stelzer erwägt Abschaffung der Quarantäne

Landeshauptmann LH Thomas Stelzer (ÖVP) denkt laut über die Abschaffung der Quarantäneregeln nach, sagte er am Montag gegenüber „nachrichten.at“. Währenddessen meldeten Gesundheitsbehörden Wartezeiten bei Bescheiden durch enorme viele Krankheitsfälle.

Seit dem am 5. März fast alle Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus aufgehoben worden sind, werden fast täglich Rekordwerte gemeldet. Und wenn die jüngsten Prognosen stimmen, dann wird das noch ein, zwei Wochen so bleiben.

Wer einen schweren Verlauf hat, kann frühestens zehn Tage nach Beginn und mindestens 48 Stunden nach dem Ende der Symptome aus der Absonderung entlassen werden. Die Gesundheitsbehörden arbeiten mit Hochdruck, wie es heißt, an der Abarbeitung der tausenden Coronavirus-Verdachts- und Infektionsfälle und ersuchen um Geduld, wenn Bescheide etwas länger brauchen.

Online-Angebote nutzen

Landesamtsdirektor Erich Watzl rät im Interview mit dem ORF Oberösterreich, möglichst die Online-Angebote der Behörden zu nutzen, „auch beim Freitesten – so verständlich es ist, jeder ist in Sorge, will anrufen und Gewissheit haben, aber die Telefonleitungen sind ob der Hunderten, der Tausenden Menschen, die anrufen praktisch permanent besetzt". Durch die Online-Angebote werde die Situation so effektiv wie nur irgend möglich gemacht.

Derzeit weist das Dashboard des Landes Oberösterreich mehr als 54.000 Infizierte aus, fast 69.000 Personen sind in Quarantäne.

Stelzer: Regeln rasch an Situation anpassen

Angesichts von Personalausfällen u.a. auch in Spitälern und Schulen auf der einen und vielen Infizierten ohne Symptome auf der anderen Seite findet Stelzer, dass die Quarantäneregeln angepasst werden sollten. Dass man symptomlose Infizierte „trotzdem fünf bis zehn Tage wegsperrt, ist nicht nachvollziehbar“, so der Landeshauptmann. „Ich bin dafür, dass wir in enger Abstimmung mit Gesundheitsexpertinnen und -experten die Quarantäneregeln neu bewerten und rasch – so wie bereits in anderen europäischen Ländern auch – an die aktuelle Situation anpassen beziehungsweise abschaffen“, so Stelzer in dem Interview.

„Wie bei anderen Krankheiten auch“

Wenn man krank sei und Symptome habe, sollte man – wie bisher bei anderen Krankheiten auch – grundsätzlich zu Hause bleiben, aber „dafür sollte es keine behördlichen Quarantänemaßnahmen brauchen“, betonte Stelzer. In seinem Büro wurden die Aussagen bestätigt, allerdings lege man Wert darauf, dass etwaige Schritte in enger Abstimmung mit Expertinnen und Experten geschehen sollten.

SPÖ-Gesundheitssprecher entsetzt

Entsetzt reagierte SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder: „Stelzer kapituliert nun endgültig vor dem tödlichen Virus und seinem blauen Koalitionspartner“, so der Dritte Landtagspräsident, das geschehe auf dem Rücken des Personals in Heimen, Spitälern und Kindergärten. Die Infektionszahlen würden davongaloppieren und es gebe kein wissenschaftliches Argument gegen eine lückenlose Test-, Quarantäne-und Impfstrategie. „Nachdem letzte Woche Kanzler und Gesundheitsminister den Covid-Chaos-Kurs fortsetzten, springt Thomas Stelzer einmal mehr auf diesen inferioren Zug auf“, so Binder.

Gesundheitsminister: Lockerung bei Quarantäneregeln

Der neue Gesundheitsminister Johannes Rauch von den Grünen kündigte am Dienstag an, die Quarantäneregeln zu lockern. Abschaffen wird er sie vorerst aber offenbar nicht. Künftig müssen sich allerdings nicht vollständig geschützte Kontaktpersonen nicht mehr zehn Tage absondern – also wer K1 ist und noch nicht dreimal geimpft.

Für diese Personen sollen künftig Verkehrsbeschränkungen gelten. Sie dürften weiter arbeiten und einkaufen gehen, aber nicht zu Veranstaltungen, heißt es. Eine klare Absage an den Vorstoß Stelzers, die Quarantäne eventuell abzuschaffen, kam am Dienstag auch den beiden SPÖ-geführten Länder Burgenland und Kärnten.