Die Impfpflicht gegen das Coronavirus wird, wie berichtet, ausgesetzt und damit drohen ab 15. März auch keine Strafen für nicht-geimpfte Personen. Das hat die Regierung am Mittwoch im Ministerrat entschieden. Wie Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) danach mitteilte, sei die Pflicht bei der vorherrschenden Omikron-Variante „nicht verhältnismäßig“. Das Gesetz bleibe aber im Hintergrund bestehen. In drei Monaten soll neu entschieden werden.
Quote für den Herbst wichtig
Von Seiten der Medizin gibt es immer mehr Kritik dafür. Denn, es seien zwei Seiten zu betrachten, sagt etwa Lungen-Spezialist Bernd Lamprecht. Einerseits zwar die aktuelle Situation, andererseits aber auch die Zukunft.

Für ihn ist das Aussetzen ein typisch österreichischer Kompromiss: "Ich denke, dass eine Impfpflicht derzeit zwar nicht als verhältnismäßig erscheint. Aber im Hinblick auf den Herbst eine möglichst hohe Quote an Geschützten in der Bevölkerung extrem wichtig ist“, so Lamprecht.
Immunität nimmt stetig ab
Laut Lamprecht müsse man die nächsten Monate auf der Hut sein, damit im Herbst nicht wieder das böse Erwachen komme. „Es wird daher wichtig sein, mehrere Faktoren in den nächsten Monaten zu beobachten: etwa welche Varianten tauchen auf und wie schwer ist die CoV-Infektion, die sie auslösen. Wie sieht es um die abnehmende Immunität sowohl bei Geimpften als auch bei Genesenen aus. Welches Potential werden Medikamente haben. Und werden Spitäler, die zwar auf den Intensivstationen nicht überlastet sind, aber viele Erkrankte auf Normalstationen behandeln, in der Lage sein, auch das restliche medizinische Angebot gut genug aufrecht zu halten“, so Lamprecht.
Müdigkeit, Quarantänen und Erkrankte in Spitälern
Die Zahl der Covid-Patientinnen und Patienten auf den Normalstationen ist hoch. Der ärztliche Leiter des Salzkammergut-Klinikums, Tilman Königswieser spricht zwar nicht von einer Überlastung, aber „das, was wir alle ein wenig unterschätzt haben ist, wie viele von uns selbst trotz Impfung an Corona erkrankt sind oder in Quarantäne sind. Das führt auch in den Spitälern zu großen Personalausfällen. Dazu kommt nach zwei Jahren Pandemie auch Müdigkeit. Es ist momentan nicht so einfach.“

Rekord bei Neuinfektionen
Noch nie seit Beginn der Pandemie wurden in Oberösterreich so viele Neuinfektionen registriert wie am Mittwoch. Und auch am Donnerstag bliebt die Zahl hoch: binnen 24 Stunden sind wieder 8.399 Neuinfektionen vom Krisenstab des Landes vermeldet worden. Dafür sinken die Patientenzahlen in den Krankenhäusern. 372 sind es auf den Normalstationen – 34 weniger als am Mittwoch, auf den Intensivstationen sind es 25.
Weniger Test- und Impfangebot
Der Grund, warum Teststraßen geschlossen werden, ist die gesunkene Nachfrage kombiniert mit den Öffnungsschritten. In vielen Bereichen braucht man keinen 3G-Nachweis mehr, daher lassen sich offenbar auch weniger Menschen testen. Die Impfpflicht ist wie berichtet ausgesetzt. Spätestens Ende März will das Land die aktuell 31 Impfstandorte auf 18 zurückfahren.
In jedem Bezirk bleibe ein Impfangebot bestehen, so Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP). Auch bei Hausärzten kann man sich weiterhin impfen lassen. Die mobilen Teststandorte werden eingestellt, das PCR-Gurgeltestangebot läuft noch bis Ende März. Ab kommender Woche werde in jedem Bezirk noch eine öffentliche Teststraße angeboten. Wie es mit dem Testangebot weiter geht, hängt auch von Entscheidungen im Bund ab, so Christine Haberlander.