Einem würdigen Gedenken steht auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen nun nichts mehr im Weg. Die Republik ist jetzt Eigentümer wichtiger Teile des Geländes. „Die Weiterentwicklung der Gedenkstätte Gusen wird einen wichtigen Beitrag zu einer zeitgemäßen und modernen Gedenk- und Erinnerungskultur leisten“, so Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).
Ankauf ein „Meilenstein“
Auf den nun angekauften Grundstücken befinden sich bedeutende bauliche Überreste des KZ Gusen, darunter der Appellplatz, der Schotterbrecher und zwei SS-Verwaltungsgebäude. „Bei dem Ankauf handelt es sich um einen Meilenstein für die Sichtbarmachung und Aufarbeitung unserer Geschichte“, so Karner. Das „Jourhaus“, das frühere Eingangstor zum Lagerkomplex Gusen I, bleibt in Privathand.

Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen soll nun einen Beteiligungsprozess zur Einbindung von Interessensgruppen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene starten. Vor allem Polen, Frankreich und Luxemburg haben besonderes Interesse an der Gedenkstätte, da aus diesen Ländern Menschen in Gusen ermordet wurden. Das erarbeitete Konzept solle ihre Anliegen, sowie die der Überlebenden und Angehörigen von Opfern und den Anrainer der Gedenkstätte berücksichtigen. Dies ist im Fall der KZ-Gedenkstätte Gusen von besonderer Bedeutung, da sie mit der später auf KZ-Gelände errichteten Siedlung in besonderem Maße verwoben ist.
Einbeziehung aller Beteiligten
„Gemeinsames Ziel aller Beteiligten ist es, ein würdiges Gedenken an die Opfer des NS-Regimes zu bewahren. Mit der Sicherstellung des Erhalts für die zukünftige Nutzung als Gedenkstätte und dem Ankauf durch das Wirtschaftsministerium wurde ein bedeutender Schritt in diesem Prozess vorwärts gemacht“, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP).

„Als nächster Schritt sind die Grundstücke nun baulich und rechtlich für ein würdiges Gedenken zu adaptieren“, erklärte der Präsident der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn. Bei einem regionalen Auftakt wird die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Barbara Glück gemeinsam mit dem Bürgermeister der Gemeinde Langenstein Christian Aufreiter die weiteren Vorhaben der interessierten Öffentlichkeit vorstellen. „Der Prozess an sich ist in diesem Fall genauso wichtig wie das Ergebnis. Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Erweiterung der Gedenkstätte Gusen von allen Beteiligten mitgetragen wird“, so Glück.
Teil des Regierunngsprogramms
Peschorn hat als damaliger Innenminister der Regierung Bierlein die Grundstücke von einem Sachverständigen schätzen lassen. Auf Basis dessen wurde in der Ministerschaft von Karl Nehammer im Jahr 2020 entschieden, die Grundstücke zu kaufen. Dass die Republik das Areal ankaufen möchte, steht auch im Türkis-Grünen Regierungsprogramm. „Mit dem Ankauf soll sichergestellt werden, dass diese historisch belasteten Grundstücke nicht für andere Zwecke verwendet werden“, so Peschorn.
Das KZ Gusen wurde ab Dezember 1939 errichtet. Bis zu seiner Befreiung im Mai 1945 wurden dort 71.000 Gefangenen aus fast 30 Nationen inhaftiert. Mehr als die Hälfte überlebte die Haft nicht.