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Ukraine-Krise

Hoher Gaspreis dramatisch für Industrie

Der Ukraine-Krieg schürt die Sorge vor Energie-Knappheit in Europa. Es geht vor allem um Gaslieferungen. 80 Prozent der österreichischen Gas-Importe kommen aus Russland. Zum Vergleich: Der EU-Schnitt liegt bei 40 Prozent. Der steigende Gaspreis hat bereits Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Industriebetrieben.

Schon vor dem Ukraine-Krieg ist der Gaspreis deutlich gestiegen, im Februar war Gas so teuer wie noch nie. Experten erwarten, dass es aufgrund der aktuellen Entwicklungen mit dem Preis noch weiter nach oben geht. Österreich verfügt zwar über relativ große Gasspeicher, diese sind aber auf einem historisch niedrigen Stand. Nur ein Fünftel der Gesamtkapazität ist gefüllt. Bei einem Ausfall der Gaslieferungen wäre damit der österreichweite Bedarf bis Ende April gedeckt. Bisher liefert Russland jene Gasmengen, die ausgemacht sind.

Flüssiggas als kurzfristiger Ersatz

Kurzfristig kann nur Flüssiggas Erdgas aus Russland in bedeutenden Mengen ersetzen, allerdings zu einem wesentlich höheren Preis. Die Unabhängigkeit von fossilem Erdgas muss also das Ziel sein, das ist in Österreich mit der Klimaneutralität bis 2040 auch festgeschrieben. Oberösterreich mit seiner starken Industrie beobachtet die aktuelle Entwicklung jedenfalls mit Sorge.

Angst vor neuem „Gaspreis-Schock“

Der Ukraine-Krieg schürt die Sorge vor Energie-Knappheit in Europa – vor allem geht es da um Gaslieferungen. Österreich ist besonders von russischem Gas abhängig. Denn 80 Prozent der Gas-Importe kommen aus Russland. Zum Vergleich: der EU-Schnitt liegt bei 40 Prozent.

Gaspreis hat Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit

Angespannt ist die Situation hingegen in der Industrie, die in Oberösterreich mit 60 Prozent des Verbrauchs der größte Abnehmer ist und jetzt mit hohen Gaspreisen zu kämpfen hat. Gegenüber der Zeit vor der Pandemie hat sich der Preis versiebenfacht, so Joachim Haindl-Grutsch, Präsident der Industriellenvereinigung. „Nachdem viele oberösterreichischen Industriebetriebe vom Gaspreis abhängig sind in ihrer Wettbewerbsfähigkeit, ist das gerade eine dramatische Situation für diese Betriebe“, so Haindl-Grutsch.

Autowerke in Deutschland könnten lahm gelegt werden

Er verweist darauf, dass keine Kabelbäume mehr für die deutsche Autoindustrie geliefert werden können, falls die Ukraine stillstehen würde. „Damit würden wiederum Werke der deutschen Autoindustrie stehen und nicht ausliefern können“, so Haindl-Grutsch. Viele oberösterreichische Betriebe beliefern wiederum die deutschen Autobauer.

In den kommenden Wochen könnte der Gaspreis noch weiter steigen, so die Einschätzung von Experten. Ein völliger Lieferstopp des Gases sei jedoch aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich, so die Prognose.

SPÖ fordert Krisengipfel

Wegen der Preisexplosion beim Erdgas fordert der Arbeitsmarktsprecher der SPÖ, Hans-Karl Schaller, einen raschen Krisengipfel der Landesregierung mit der Industrie. In Österreich sei die Abhängigkeit großer Industriebetriebe von russischem Gas noch größer als im Rest Europas. Wenn die Betriebe täglich um ihre Energieversorgung fürchten müssten, sei das brandgefährlich für die Arbeitsplätze. Man brauche eine taugliche Zukunftsperspektive, so Schaller.