Freitagabend sind die ersten Flüchtlinge in Wien gelandet, aber viele Menschen versuchen derzeit per Auto aus der Gefahrenzone zu kommen. Nach Schätzungen des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind bisher weit mehr als 100.000 Menschen in Nachbarländer geflüchtet. Mehr in Liveticker: Weit über 100.000 haben Ukraine bereits verlassen (news.ORF.at).
Auslandsoberösterreicher auf der Flucht
Stellvertretend für viele hat ORF-OÖ-Redakteur Ronald Meyer den Oberösterreicher Thomas Brunner erreicht, der seit Jahren in der Ukraine eine Schweinezucht für Qualitätsfleisch betreibt. Die Familie beschloss, sich in Sicherheit zu bringen.
Ein Teil der Familie ist bereits in Österreich bei den Eltern, am Freitag ist Brunner dann mit seiner Frau und einer Nichte mit dem Auto Richtung Österreich aufgebrochen. Über etwa 700 Kilometer legten sie seitdem zurück. Brunner war überrascht, dass trotz der vielen Wagen keine Panik ausgebrochen ist: „Die Ukrainer sind untereinander extrem hilfsbereit, obwohl sie auch sehr beunruhigt sind, weil sie sich um ihre Familienangehörigen in den verschiedenen Städten sorgen.“
Beeindruckende Entschlossenheit der Menschen
Die Bombardements seien mehr geworden, so Brunner, aber vor allem staunte er über die Ruhe der tausenden Flüchtenden. „Mich beeindruckt diese Gefasstheit und Entschlossenheit der Menschen. Wir haben zuletzt in den Karpaten übernachtet, in der Stadt Cernovich und hoffen, dass wir jetzt an der Grenze nicht zu lange stehen werden“. Die Staus an den größeren Grenzübergängen seien zwischen 15 und 20 Kilometer lang, hatte er erfahren. Deshalb wählte Brunner den Weg über Moldawien, um einen kleineren Grenzübergang mit weniger Wartezeit anfahren zu können. Er schätzte am Nachmittag, in etwa zehn Stunden in Österreich zu sein.
„Wenn die russische Bevölkerung erfährt was hier passiert …“
In der Ukraine würden in der nächsten Zeit vor allem Medikamente gebraucht „und eine noch viel stärkere Unterstützung aus Europa – nur wenn die russische Bevölkerung selbst aufwacht und erfährt was hier passiert – dann wäre dieser Krieg wahrscheinlich schnell vorbei“, so der Auslandsösterreicher.
Demonstration in Linz
Gut 900 Menschen haben Samstagnachmittag auf dem Linzer Hauptplatz gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine und für die Freiheit und Unabhängigkeit des Landes demonstriert. Dabei forderten viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer härtere Sanktionen des Westens gegen Russland. Mehr in Demonstration für Ukraine in Linz (ooe.ORF.at).
Sanktionen gegen Russland wirken
Die vor wenigen Stunden in Kraft getretenen Sanktionen gegen Russland haben bereits Konsequenzen. So haben französische Behörden ein russisches Handelsschiff im Ärmelkanal gestoppt. Es bestehe der Verdacht, dass die Lieferung von Autos nach St. Petersburg ein Verstoß gegen die Sanktionen darstelle, teilte die zuständige Präfektur am Samstag mit. Die russische Botschaft in Paris habe die französischen Behörden um Aufklärung gebeten, sagte ein Botschaftssprecher.