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Wirtschaft

Bankendichte auf dem Prüfstand

In kaum einem anderen Land gibt es so viele Bankfilialen, wie in Österreich. In Oberösterreich mündet das zunehmend in Filialschließungen. Die Pandemie hat den Trend noch beschleunigt.

Die Ankündigung der Raiffeisen Landesbank am Wochenende, in den kommenden eineinhalb Jahren 60 Bankfilialen in Oberösterreich zusperren zu wollen, löste in einigen Gemeinden die Befürchtung aus, ihre Bank im Ort könnte betroffen sein. Welche Standorte geschlossen oder zusammen gelegt werden, stehe aber noch nicht endgültig fest, heißt es von Raiffeisen diese Woche. Klar ist, der Trend geht auch bei anderen Banken zur Reduktion des klassischen Schaltergeschäfts.

Die Raiffeisen-Organisation hat aktuell bei weitem die meisten Haupt- und Zweigestellen in Oberösterreich, 404 sind sind es derzeit noch. Darauf folgt die Sparkasse Oberösterreich mit 146 Standorten, eine Reduktion auf 137, wovon 34 reine Selbstbedienungsfilialen sein werden, ist bereits angekündigt. Die Oberbank reduzierte in den vergangenen Jahren schon von 59 auf 46 Filialen in Oberösterreich reduziert, baut in anderen Ländern aber aus. Volksbanken, VKB und Hypo ließen zuletzt ebenfalls Standorte auf.

Pandemie trieb Kunden ins Internet

Die Banken argumentieren die Schließungen damit, dass die meisten Bankgeschäfte online oder per Telefon erledigt werden. Der Gang zur Filiale spiele praktisch keine Rolle mehr. Die Rationalisierung werde daher weitergehen. Im gesamten Bankensektor werden noch einige Filialen dem Computer zum Opfer fallen, ist Bankenexperte Teodoro Cocca von der Johannes Kepler Universität sicher.

Die Pandemie habe den Trend in den vergangenen 18 Monaten noch verstärkt. Kunden, die bis vor kurzem noch beharrlich in die Filiale gegangen sind, hätten die digitalen Kanäle gezwungenermaßen kennen- und auch schätzen gelernt. Die Zahlen würden zeigen, dass immer weniger Kunden den Bankschalter nutzen.

800 Bankfilialen in Oberösterreich

Diese Entwicklung mache es immer schwierige, das Filialgeschäft rentabel zu führen, sagt Cocca gegenüber dem ORF Oberösterreich. Das liege auch an der enorm hohen Bankendichte hierzulande. Es gebe kaum noch Länder, die über mehr Filialen verfügen. 2018 kamen laut EZB hierzulande 2.100 Einwohner auf eine Bankfiliale. Zum Vergleich: In den Niederlanden lag dieser Wert bei einer Filiale für 9.600 Bürgerinnen und Bürger. Oberösterreich verfügt aktuell immer noch über insgesamt 800 Bankfilialen.

Sorge um Schließung von Bankfilialen

Die Ankündigung, dass Raiffeisen Oberösterreich in den nächsten eineinhalb Jahren bis zu 60 ihrer rund 400 Zweigstellen schließen möchte, sorgt vor allem in ländlichen Gemeinden für Aufregung. Befürchtet wird eine Ausdünnung der Versorgung direkt im Ort.