Saal des Musiktheaters Linz
ORF.at/Roland Winkler
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Kultur

Umstrittene Linzer Ballettchefin vor Ablöse

Nach der massiven Kritik am Führungsstil trennt sich das Landestheater jetzt von seiner Ballettchefin. Die Anschuldigungen einzelner Ensemblemitglieder haben sich zwar nicht erhärtet, stellte eine externe Kommission fest. Eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit sei dennoch nicht mehr möglich.

Die Affäre um die Tanzdirektorin des Landestheaters wirbelte vergangenes Jahr nicht nur in der Kulturszene ordentlich Staub auf. Einige Ensemble-Mitglieder hatten schwere Vorwürfe gegen sie erhoben: Es ging unter anderem um Machtmissbrauch, arbeitsrechtliche Verstöße und um unterlassene Hilfeleistung. Die Tanz-Chefin wies stets alle Anschuldigungen zurück. Sie sprach von Mobbing. Nach monatelangen Untersuchungen kommt jetzt eine unabhängige Kommission zu dem Schluss, dass arbeitsrechtlich nichts gegen die Ballettchefin vorliege.

Bei Verletzungen während der Proben habe die Rettungskette sogar vorbildlich funktioniert. Im Krankenstand befindliche Tänzer seien nicht zur vorzeitigen Rückkehr gedrängt worden. Auch sei die Fluktuationsrate des Ensembles nicht auffällig hoch gewesen, so ein weiteres Ergebnis nach 14 Sitzungen, in denen die Kommission mit ehemaligen und aktiven Tänzern sowie zahlreichen weiteren Personen des Hauses gesprochen hatte

Beziehung mit Ensemble zerrüttet

„Aus derzeitiger Sicht liegt kein Entlassungsgrund vor“, sagt am Montag Reinhard Resch, Arbeitsrechtsexperte an der Johannes Kepler Universität und Leiter der unabhängigen Kommission. Auch Mobbing sei im Rahmen der Prüfung nicht festgestellt worden. Erledigt ist die Sache damit allerdings nicht. Die Beziehung zwischen der Tanzdirektorin und der Ballett-Kompanie ist einem Statement der Kommission zufolge irreversibel gestört. Das Verhältnis erinnere an die „Zerrüttung einer langjährigen und zweitweise auch guten und erfolgreichen Ehe“.

Auslöser dürfte auch Corona gewesen sein. Die Zeit der geschlossenen Theater habe bei Tänzern, die im Gegensatz zu anderen Künstlerkollegen wesentlich kürzere Karriere hätten, zu Angst und Panik geführt. Daran sei die wohl extrem enge Beziehung im Team und zur Chefin, die als „sektenähnlich“ beschrieben wird, zerbrochen.

Einvernehmliche Trennung

Die 62-Jährige war seit Mitte September bei Fortzahlung ihres Gehalts vom Dienst freigestellt. Der Intendant des Landestheaters, Hermann Schneider bestätigt Montagabend eine einvernehmliche Vertragsauflösung mit der Direktorin. Man habe sich aufgrund „unterschiedlicher Auffassungen über die Rahmenbedingungen für die Tanzkompanie“ nicht mehr in der Lage gesehen, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Schneider denkt jetzt über eine neue Organisationsstruktur in der Sparte Tanz nach. Eine Entscheidung über die Nachfolge der Tanzdirektorin soll bis zum Sommer fallen.

Bei der scheidenden Tanzdirektorin bedankt sich das Landestheater am Montag „für acht Jahre hochgradig erfolgreichen Schaffens“. Die Tanzkompanie sei unter ihrer Leitung zu großem Ansehen gelangt, wurde mehrfach ausgezeichnet und habe mit hervorragenden Tanzproduktionen wesentlich zum künstlerischen Erfolg des Landestheaters beigetragen.