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Coronavirus

Viele Ungeimpfte lehnen Antikörper-Therapie ab

Die Behandlungsmöglichkeiten gegen Covid-19 werden immer besser. Die Therapie mit sogenannten monoklonalen Antikörpern wird in allen Bundesländern zunehmend angeboten, auch ambulant. Erfahrungen in OÖ zeigen, dass diese Therapie oft abgelehnt werde.

Eine halbe Stunde dauert eine ambulant Infusion mit monoklonalen Antikörpern. Sie soll drei Monate lang vor einem schweren Verlauf schützen. Empfohlen wird sie für ältere CoV-positiv Getestete mit ersten Symptomen – für Jüngere, wenn sie Risikofaktoren aufweisen.

„Sind beschimpft worden“

Das Salzkammergutklinikum hat vor allem Ungeimpfte nach positiven CoV-Tests telefonisch kontaktiert, um diese Therapie mit dem auch gegen Omikron wirkenden Präparat Sotrovimab anzubieten. Von über 200 Kontaktierten wollten das nur einzelne. „Es war schon so, dass wir beschimpft worden sind und dass man uns verdächtigt hat, dass wir nur Geld verdienen wollen für die Pharmaindustrie“, so Klinikchef Tilman Königswieser. Es habe auch geheißen, dass es ja die Krankheit gar nicht gebe. „Das trifft uns natürlich schon, weil wir schwerste Verläufe sehen und leider noch immer Patientinnen und Patienten an diese schwere Erkrankung verlieren und eigentlich nur helfen wollen“, so Königswieser. Er spricht davon, dass dieser Widerspruch schmerze. „Wir versuchen weiter aufzuklären und dann zu helfen, wenn unsere Hilfe in Anspruch genommen wird“, so der Chef des Salzkammergutklinikums.

„Natürlicher Bestandteil des Blutes“

Wenn die Infusionen bei 16 Patienten angewandt werden, könne laut Studien ein Todesfall oder ein Krankenhausaufenthalt verhindert werden, so der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch. Er spricht davon, dass diese Antikörper zwar molekularbiologisch mit Hilfe von Bakterien produziert werden, Wenisch erklärt aber weiter: „Das ist ja, wenn man so möchte, ein natürlicher Bestandteil des Blutes, der in einer höheren Konzentration, wie es halt jetzt für die Infektion notwendig ist, gegeben wird.“

Patienten werden jetzt schriftlich verständigt

Nach den telefonischen Frustrationserlebnissen geht man in Oberösterreich jetzt anders vor. Patientinnen und Patienten werden eine schriftliche Information im Zuge eines positiven SARS-CoV-2 Nachweises erhalten und den Rat, sich an den behandelnden Hausarzt zu wenden, wenn man Risikofaktoren habe, so Königswieser. Wenn die Patientin bzw. der Patient und der Hausarzt überzeugt seien, dass der Patient von einer monoklonalen Antikörper-Therapie profitieren könne, komme es zu einer Überweisung in die Krankenhaus-Ambulanzen, so Köngiswieser, der auch Mitglied im Landeskrisenstab OÖ ist.

Wichtig sei eine Behandlung spätestens fünf Tage nach den ersten Symptomen. In Wien setze man weiter auf telefonischen Kontakt. Über das Contact-Tracing habe man den Namen und werde dann angerufen, ob man sich eigne und, ob man die Therapie wolle. „Die Infusions-Therapie, damit sie nicht ins Krankenhaus kommen müssen wegen der Krankheit“, so der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch.

„Sterblichkeit dank neuer Therapieformen gesunken“

Negative Reaktionen sind laut Wenisch in Wien seltener, aber es gebe sie. „Die eine wollen die Tabletten nicht haben, die dagegenwirken, die anderen wollen die Antikörper nicht. Die dritten wollen die Impfung nicht“, so Wenisch. Doch dank der neuen Therapieformen sei die Sterblichkeit unter seinen Covid-Spitalspatienten auf zehn Prozent gesunken.