Thomas Bernhard
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Kultur

Schmidt auf den kulinarischen Spuren Bernhards

Als Weltautor war er auch in Oberösterreich zu Hause: Thomas Bernhard. Kurz vor seinem 91. Geburtstag erscheint ein neues Buch des deutschen Entertainers Harald Schmidt, das sich auf kulinarische Spurensuche in Leben und Werk des 1989 verstorbenen Schriftstellers begibt.

Denn Thomas Bernhard selbst war nicht nur ein regelmäßiger Gast in Wirtshäusern, auch in seinen Texten wird fleißig gegessen und getrunken. „In Bücher gehen wir hinein, wie in Gasthäuser – hungrig und durstig.“ Ein Satz, mit dem Thomas Bernhard sein kulinarisches Verständnis gekonnt zusammenfasst.

„In den Bernhard-Stücken ist Essen oft sehr witzig"

„In der Frittatensuppe feiert die Provinz ihre Triumphe“ – heißt passenderweise das neue Buch, das der deutsche Schauspieler, Entertainer und erklärte Bernhard-Fan Harald Schmidt herausgegeben hat. Unter den neun Autorinnen und Autoren ist die gebürtige Freistädterin Margarete Affenzeller. Ihre Erkenntnis: Was das Essen in Theaterstücken betrifft, ist Thomas Bernhard Rekordhalter. „In den Bernhard-Stücken ist Essen oft sehr witzig. Bei aller Tragödie, die dahinter steht und die Bernhard in seinem Texten auch immer mittransportiert. Er war ein Autor, der sich der ‚Hanswurstiade‘ bedient hat,“ so die studierte Theaterwissenschafterin.

Gegessen wird durch die gesamte Weltliteratur

Thomas Bernhard ist nicht der erste Autor, in dessen Werk vom Essen gesprochen wird: Gegessen wird quer durch die gesamte Weltliteratur. Das habe seinen Grund, so Affenzeller, denn es ein geeignetes Instrument, um Beziehungen und Figuren auf der Bühne zu definieren. Essen hat bei Bernhard allerdings nicht nur eine dramaturgische Funktion. „Die zweite Folie muss man sich bei Bernhard immer vorstellen. Es gibt kein Paradies. Kein Schweinsbraten der Welt ist ein wirkliches Paradies“, sagt Klaus Kastberger.

Frittatensuppe, Tafelspitz und Schweinsbraten

Frittatensuppe, Tafelspitz, Schweinsbraten und auch der Apfelstrudel zählen zu den Lieblingsspeisen von Thomas Bernhard – selbst gekocht hat er allerdings nie. „Thomas Bernhard war ein Misanthrop und hat alle Welt gehasst. Nur beim Essen hat er sich wohl gefühlt. Mit einer guten Frittatensuppe war das ganze Leid der eigenen Existenz aufgehoben“, so der renommierte Literaturwissenschaftler.
„In der Frittatensuppe feiert die Provinz ihre Triumphe“ – gibt einen überraschenden Blick auf den einst so skandalisierten, streitbaren wie charismatischen Autor. Das Buch ist im Brandstätter Verlag erschienen.