Eine Kundin eines Modegeschäfts bei einer 2G-Kontrolle
APA/Robert Jäger
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Coronavirus

Immer lautere Rufe nach Lockerungen

Noch vor dem Höhepunkt der Omikron-Welle werden die Rufe nach weiteren Lockerungen immer lauter. Kommenden Montag endet der Lockdown für Ungeimpfte. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) spricht sich für stufenweise Lockerungen aus.

Während seine Amtskollegen in Tirol, Salzburg, Vorarlberg und der Steiermark aufs Tempo drücken, will Oberösterreichs Landeshauptmann offenbar nichts übereilen. Er sei dafür, mit Experten einen Stufenplan zu erarbeiten, welche Lockerungsschritte wann gesetzt werden können: „Wir sind nur jetzt noch im Aufbau der neuen Welle. Wir bekommen täglich tausende neue Fälle dazu. Daher ist jetzt der Zeitpunkt, zu überlegen, uns aber an den Experten zu orientieren, weil wir leider immer wieder Überraschungen erlebt haben.“ Ein Stufenplan würde aber auch Perspektiven bringen, so Stelzer im Interview mit dem ORF Oberösterreich.

Interview mit LH Thomas Stelzer

Omikron-Welle laut neuesten Prognosen flacher

Der Simulations-Forscher Nikki Popper revidierte jetzt seine Prognosen für Oberösterreich weiter nach unten. Ende Februar/Anfang März rechnet er nun mit 50 und nicht mehr mit 70 Erkrankten auf den Intensivstationen. Wegen der niedrigeren Impfquote im Vergleich mit anderen Bundesländern, „könnte es aber im Peak etwas höher gehen“. Die gute Nachricht sei aber, dass wegen der niedrigen Krankenhauszahlen keine Gefährdung des Gesundheitssystems im Moment zu sehen sei. Durch den neuen Subtyp des Virus gebe es allerdings noch Unsicherheiten

Simulationsforscher Nikki Popper

Solange es aber in den Infektionszahlen „eine Dynamik nach oben“ gebe, sollte man eher vorsichtig sein, dafür sollte man aber, sobald man sieht, dass die Zahlen wieder nach unten gehen, „schnell und konsequent“ lockern. Man sollte daher jetzt schon priorisieren, „was machen wir wann und in welchen Schritten“.

Wirtschaft für möglichst frühes Ende der Kontrollen

Christoph Teller, der Vorstand des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Linzer Universität, spricht sich für 2G-Kontrollen – so lange wie notwendig, aber so kurz wie möglich – aus. Ein Ende der Kontrollen wäre ein „erster Schritt, auch wenn uns der Nasen-Mund-Schutz wahrscheinlich noch länger erhalten bleibt“. Studien seines Instituts hätten ergeben, dass die Masken am Anfang sehr negative Auswirkungen auf Verweildauer und Ausgabenneigung in den Geschäften gehabt hätten, es inzwischen aber zu einem Gewöhnungseffekt gekommen sei. „Das ist weniger geworden. Aber trotzdem insgesamt noch ein großes Problem. Wenn die 2G-Kontrollen fallen: Ein Problem weniger.“

7-Tage-Indizidenz in Oberösterreich über 2.200

Die 7-Tage-Inzidenz hat die Schallmauer von 2.000 durchbrochen. Laut Krisenstab des Landes lag sie am Freitag bei 2.227. Von Donnerstag auf Freitag wurden 6.554 neue im Labor bestätigte CoV-Fälle gemeldet. Bei der Spitalsbelegung wurde ein Anstieg von elf Patienten zu verzeichnen. In den oberösterreichischen Spitälern wurden am Freitag 149 Covid-19 Patientinnen und Patienten auf den Normalstationen behandelt. Das sind um zehn mehr als am Vortag. 15 Erkrankte werden intensivmedizinische behandelt, einer mehr als am Donnerstag.

OÖ: Mehr als 47.000 in Quarantäne

Am Freitag gab es 32.816 im Labor bestätigte aktive Coronavirusfälle. 47.348 Menschen sind derzeit in Quarantäne. In Oberösterreich sind seit Ausbruch der Pandemie 2.382 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 2.227. Im Bezirksvergleich hat Rohrbach mit 2.835 den höchsten Wert, Schärding mit 1.623 den niedrigsten.

Gewinner der Impflotterie steht fest

Insgesamt haben sich 338.203 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher – unter ihnen 17.515 Kinder und Jugendliche – an dem Gewinnspiel beteiligt, wie LH Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) am Freitagnachmittag mitteilten. Nach einer ersten Ziehung mit 500 Preisen Mitte Dezember wurden diese Woche bei der Hauptziehung weitere 940 Gewinne ausgelost, darunter der Haupttreffer von der Impfaktion „G’impft gewinnt“.

„G’impft gewinnt“ gilt weiterhin

Das Motto gelte aber weiter, betonten die Politiker, denn eine Impfung schütze vor einem schweren Verlauf. „Daher appellieren wir auch an alle noch nicht oder nicht vollständig Geimpften, sich diesen Schutz zu holen.“

Antikörper nach Booster-Impfung

Dass die Booster-Impfung gegen Covid-19 wirke, zeigen aktuelle Daten aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Ried. Dort wurden bei mehr als 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Antikörpermessungen durchgeführt. Mehr als 90 Prozent waren geimpft, so das Krankenhaus. Nach der Boosterimpfung seien die Antikörper-Konzentrationen deutlich erhöht gewesen.

Die dreifach mit BioNtech/Pfizer Geimpften wiesen die 15-fache Antikörper-Konzentration im Vergleich zu den zweifach Geimpften auf. Die zweifach mit Astra Zeneca und einmal mit Biontech/Pfizer Geimpften eine 26fache. Experten empfehlen daher, sich die Booster-Impfung zu holen. Sie sei der beste Weg, sich und andere vor schweren Covid-Verläufen zu schützen.

130 Linzer Schulklassen im Fernunterricht

In den Linzer Schulen gebe es kaum mehr Normalunterricht, schlägt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) Alarm. 130 Klassen seien bereits im Fernunterricht und die Dunkelziffer an infizierten Schülern sei vermutlich sehr hoch. Am Donnerstag seien lediglich 65 positive Schul-Tests gemeldet worden. Das sei angesichts der vielen betroffenen Klassen nicht wirklich ernst zu nehmen und Luger spricht von einem fortwährenden Testchaos. Er habe somit Verständnis für die Proteste gegen die mündliche Matura, die Schülerinnen und Schüler seien die Leidtragenden der Missstände. Das Verständnis Lugers für die Proteste kommt nicht überraschend, denn diese Proteste führt vor allem die SPÖ-nahe Aktion kritischer Schüler an.