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Chronik

Bluttat in Weißenkirchen im Attergau

In Weißenkirchen im Attergau (Bezirk Vöcklabruck) ist am Samstagnachmittag eine 42-jährige Frau von ihrem Ehemann durch einen Schuss tödlich verletzt worden. Die Frau, die fünffache Mutter ist, starb im Krankenhaus, so die Polizei am Sonntag. Es war der erste Femizid 2022.

Laut Polizei nahm der 46-jährige Ehemann seine registrierte Faustfeuerwaffe und schoss seine Frau von hinten an. Danach informierte der Mann die Polizei und ließ sich widerstandslos festnehmen, hieß es.

Opfer verstarb im Krankenhaus

Die 42-Jährige wurde noch per Hubschrauber in das Kepler-Klinikum nach Linz geflogen, erlag dort aber am Samstagabend ihren schweren Kopfverletzungen. Sie ist fünffache Mutter. Drei der Kinder hat sie gemeinsam mit dem 46-jährigen Mann. Die drei Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren wurden zu den Großeltern gebracht und werden vom Kriseninterventionsteam betreut.

Untersuchungshaft für Täter beantragt

Die Staatsanwaltschaft Wels ordnete zur Klärung der genauen Todesursache eine Obduktion an, die am Montag stattfinden soll. Außerdem wurde Sonntagabend noch Untersuchungshaft für den Mann beantragt.

Die Tatwaffe wurde von der Polizei im Wohnhaus sichergestellt, außerdem drei Langwaffen. Alle Waffen waren im legalen Besitz des 46-Jährigen. Der Mann zeigte sich bei der Einvernahme umfassend geständig, so die Polizei. Er gab bei seiner Befragung an, dass es zwischen den Eheleuten immer wieder zu Konflikten gekommen war. Behördlich war der Mann bisher völlig unauffällig, es sei nie ein Betretungsverbot ausgesprochen worden, hieß es von der Polizei, die jetzt wegen Mordverdachts ermittelt.

Hilfsangebote für Männer und Frauen:

Gewalt in der Familie und speziell gegen Frauen gibt es in allen Schichten. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen, aber auch Männer, die Rat brauchen.

Hilfe für Frauen:

Beratung für Männer:

Erster Femizid 2022

Der Femizid, der erste in diesem erst wenige Tage alten Jahr, sorgte für zahlreiche Reaktionen auf politischer Ebene. Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenringes, erklärte, dass das Gewaltschutzpaket 2021 bisher wirkungslos geblieben sei. Sie forderte die sofortige Einrichtung eines Krisenstabes, der sich ausschließlich mit Gewalt gegen Frauen befasst. Außerdem müsse dringend über ein Waffenverbot in privaten Haushalten diskutiert werden.

Forderung nach „Nationalem Aktionsplan Gewaltschutz“

Eva-Maria Holzleitner, Frauenvorsitzende der SPÖ, forderte erneut einen „Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz“. „Präventionsarbeit ist wie Lawinenverbauung“, sagte Holzleitner in einer Aussendung. Es brauche einheitliche Kenngrößen, um Gefährder rasch festzustellen, regelmäßige Hochrisikofallkonferenzen, einen Ausbau der Präventionsarbeit sowie Sensibilisierung der Justiz.

Auch die Frauensprecherin der Grünen Dagmar Engl spricht sich für Prävention aus. „Das umfassende Gewaltschutzpaket der Regierung beinhaltet viele wichtige neue Maßnahmen. Erstens muss dieses Paket jetzt in aller Konsequenz umgesetzt werden. Zweitens liegt es an uns allen nicht wegzusehen und nicht die Augen vor sich anbahnenden Katastrophen zu verschließen“, so Engl nach dem Frauenmord in Weißenkirchen im Attergau in einer Aussendung am Montag.

Die NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter sprach sich für besseren Gewaltschutz aus. „Die verantwortliche Ministerin Susanne Raab ist hier viel zu wenig entschlossen und agiert defensiv“, kritisierte Brandstötter. Laut Experten seien 228 Millionen Euro und zusätzliche 3.000 Stellen im Gewaltschutz notwendig, um diesen Tragödien wirksam entgegenzutreten. Julia Bammer, stellvertretende Klubobfrau der NEOS-Partei im oberösterreichischen Landtag, verlangte unter anderem eine stärkere Unterstützung des Landes für den Ausbau von Anlaufstellen für von Gewalt bedrohte Frauen.