Atomkraftwerk Dukovany
Tereza Chaloupková
Tereza Chaloupková
Politik Ausland

Tschechien: Ausbaupläne für AKW

Die Pläne der EU-Kommission, Atomkraft und Erdgas als nachhaltige Technologien einzustufen, falls die Anlagen den neuesten Standards entsprechen, geben der neuen tschechischen Regierung Aufwind. In Tschechien soll die Atomkraft ausgebaut werden.

Die Regierung in Prag fühlt sich von der EU bestätigt. Nun könne der geplante Ausbau der neuen Blöcke in den Atomkraftwerken Temelin und Dukovany vorangehen, berichten tschechische und internationale Medien.

„Wir brauchen dringend Ersatz für die Meiler, die stillgelegt werden müssen“, so der neue Ministerpräsident Petr Fiala am Donnerstag in Prag. Seinem Vorgänger Andrej Babis warf er vor, die Entscheidung über den Bau von neuen Reaktoren immer wieder vertagt zu haben. „Wir müssen damit beginnen, sonst werden wir nicht genug Energie haben“, mahnte der neue Regierungschef.

AKW Temelin bei Umweltschützern besonders umstritten

Die ältesten Reaktorblöcke des ehemals kommunistischen Landes am Standort Dukovany in Südmähren sind bereits seit mehr als 35 Jahren am Netz. Bei Umweltschützern besonders umstritten ist das AKW Temelin, weil es amerikanische Leit- mit russischer Reaktortechnik kombiniert. Es liegt nur rund 70 Kilometer von der Grenze zu Oberösterreich entfernt. Die neue liberalkonservative tschechische Regierung argumientiert damit, dass es ohne Atomstrom nicht genügend Energie im Land zu vernünftigen Preisen gebe.

Der Chef der größten Fraktion im Europaparlament hat sich hinter den Vorschlag der EU-Kommission zur indirekten Förderung moderner Atom- und Gaskraftwerke gestellt. „Jeder, der realistisch auf die Energiebedarfe blickt, weiß, dass es ohne die beiden Brückentechnologien in der EU insgesamt nicht gehen wird“, so EVP-Fraktionschef Manfred Weber von der CSU (Christlich-Soziale Union in Bayern).

EU-Abgeordnete Angelika Winzig gegen EU-Pläne

Zur EVP-Fraktion gehören unter anderem die Europaabgeordneten der ÖVP. Deren Delegationsleiterin im EU-Parlament, Angelika Winzig aus Attnang-Puchheim, kritisiert den Entwurf der EU-Kommission. „Wir haben einen gefährlichen Weg eingeschlagen, mit dem wir den nachfolgenden Generationen einen immensen Sorgenrucksack umhängen. Atomkraft kann nie die Lösung sein, sondern ist oftmals der Ursprung großer Probleme. Nuklear jetzt als nachhaltig einzustufen wäre für mich absolut unverständlich und inakzeptabel. So stelle ich mir den neuen Green Deal nicht vor. Wir werden alles daran setzen und jedes Mittel nutzen, dass der Vorschlag so nicht kommt“, so Winzig.

Heute haben sich in einem Pressegespräch österreichische EU-Abgeordnete aller Parlamentsfraktionen geschlossenen gegen ein „grünes Label“ für Atomkraft ausgesprochen und die Bewertung als „Greenwashing“ verurteilt. Bezüglich Erdgas waren die EU-Mandatare dagegen geteilter Meinung. Mehr in News: Österreichs EU-Abgeordnete gegen „grünes“ Label gegen für Atomkraft

Oberösterreichische Interessenvertretungen, wie der Verein „Atomstopp – Atomkraftfrei leben!“ lehnen die geplante, neue EU-Regelung ab. Diese ist von Frankreich angestoßen worden. Laut dem Verein machen sich die Franzosen für Atomkraft stark, weil viele der 56 Atomkraftwerke in Frankreich in die Jahre gekommen sind und Geld benötigt werde, um diese zu modernisieren.