Zwei Wölfe
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Chronik

Wolfsrudel riss Jagdhund im Böhmerwald

Im Böhmerwald hat ein Wolfsrudel einen Jagdhund angegriffen und getötet. Dieser Zwischenfall diese Woche bei einer Jagd hat bei einigen Sorgen geweckt. Der Bürgermeister von Schwarzenberg, Michael Leitner (ÖVP), sieht keinen Grund zur Beunruhigung.

Bei einer Jagd im tschechischen Nova Pec in dieser Woche hat ein siebenköpfiges Wolfsrudel einen Jagdhund gerissen, der sich nur kurz von seinem Jäger entfernt hatte, bestätigte ein Sprecher der Wälder gegenüber der Passauer Neuen Presse (PNP). Die Region liegt in unmittelbarer Grenznähe des Skigebiets Hochficht auf der einen und des Lipno-Stausees auf der anderen Seite.

„Alarmiert, aber noch nicht besorgt“

Christopher Böck vom oberösterreichischen Landesjagdverband sagte im Interview mit dem ORF OÖ, dass man genau darauf achten müsse, wie weit sich die Wölfe mittlerweile den Menschen, in diesem Fall Jägern, annähern: „Wenn wirklich Jäger in der unmittelbaren Nähe waren und der Wolf eigentlich gemerkt hat, dass der Mensch nicht weit weg ist, sollte man beobachten, ob diese Wölfe vielleicht lernen, dass der Mensch eh keine Gefahr bedeutet und das durchaus gefährlich werden kann.“

„Wölfe kriegen schnell heraus, wo gejagt wird“

Wölfe würden zunehmend lernen, dass ihnen bei Jagden keine Gefahr drohe. Schüsse locken sie eher an, so Böck: „Wölfe sind ja relativ intelligente Tiere und kriegen sofort heraus, wenn irgendwo gejagt wird, weil meistens Beute – auch für sie – abfällt. Wölfe werden ja in Mitteleuropa nicht gejagt, was wir von Landesjagdverband ja immer wieder fordern, um einfach die Scheu zu erhalten, auch dem Menschen gegenüber.“

„Für Leute im Wald keine Gefahr“

Der Bürgermeister ist selbst ein Jäger und sieht vorerst keine drohende Gefahr durch das Wolfsrudel. Das Thema Wolf sei in der Tourismusgemeinde ein präsentes Thema, „aber für Wanderer, für Skifahrer, für Besucher, für Leute, die sich im Waldgebiet aufhalten besteht mit Sicherheit keine Gefahr“.

Wölfe im Wildpark Feldkirch
ORF

Der Verhaltensforscher und frühere Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal, Kurt Kotrschal aus Scharnstein, wies darauf hin, dass Wölfe für Menschen nicht gefährlich und streng geschützt sind. Und die Zoologin und Verhaltensbiologin Sabrina Kaselitz aus Leonding (Bezirk Linz-Land) kritisierte, wie bei uns oft mit Wölfen umgegangen werde: „Der Wolf tötet eigentlich nur, wenn er etwas zu essen braucht und immer nur dann, wenn es wirklich notwendig ist“.

Hunde sind für Wölfe Konkurrenten

Dass in diesem Fall ein Jagdhund angefallen worden ist, erklärte Kaselitz im ORF-OÖ-Interview am Abend so: „Ein Wolfsrudel erkennt einen Hund/Jagdhund als einen Konkurrenten, und wenn dann dieser ins Revier der Wölfe eindringt, wird er bekämpft“. Wenn Jäger merkten, dass es in dem Gebiet Wölfe gibt, „dann würde ich den Hund nicht ableinen und laufen lassen“. Denn dann könnte es für den Hund gefährlich werden, so Kaselitz.

Kaselitz: „schön und ausgesprochen sozial“

Grundsätzlich sind Wölfe für Kaselitz „ganz tolle Tiere“. Sie stehen ganz oben in der Hierarchie der Waldbewohner. Wenn die Gesellschaft mit Wölfen natürlich umgehen würde, „hätten wir bald kein Problem mehr mit Verbissspuren – das heißt, der Wolf würde zur Gesundung des Waldes beitragen“. Sie wünsche sich, dass man die Zuwanderung von Wölfen als große Chance begreift und sich freut, dass „ein so schöner und ausgesprochen sozialer Beutegreifer wieder da ist“.