Stau im Stoßverkehr
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Politik

Debatte um Linzer Ostumfahrung

Die Linzer Ostumfahrung ist ein hunderte Millionen schweres Straßenprojekt, vergleichbar etwa mit dem Linzer Westring oder dem Wiener Lobautunnel, der ja jetzt doch nicht gebaut werden soll. Und auch die Ostumfahrung steht noch in der Diskussion.

Für die Ostumfahrung hat die Landesregierung schon 2011 beschlossen, eine Trasse zu suchen. Nach aufwändigen Auswahlverfahren ist schließlich 2015 eine Variante gefunden worden. Sie zweigt von der A7, in Richtung Süden bei Treffling ab und läuft durch einen Tunnel bis Steyregg. Von dort würde der Verkehr über die B3 rollen, um bei Ebelsberg in die A1 zu münden.

Linzer Ostumfahrung
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Geplante Trasse der Ostumfahrung

Verkehrskollaps befürchtet

Für die Linzer Politik liegt diese Trasse zu nahe an der Stadt und ihren Wohngebieten sowie an Flusslandschaften. Deshalb wollen sie, dass die Umfahrung weiter in den Osten rückt. Die Grünen wollen auch das nicht. Würde eine neue Trasse tatsächlich weiter in den Osten rücken, müsste der Transitverkehr einen Umweg in Kauf nehmen, sagen Verkehrsplaner. Sie fürchten, dass der Transitverkehr über die Nord-Süd Achse, also von Berlin, Dresden, Prag dann die kürzere Strecke zur A9 wählen würde. Und die führt durch Linz, womit ein Verkehrskollaps programmiert sei.

Linzer Ostumfahrung
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In Rot jene Variante weiter östlich

Gefahr für die Umwelt

Diese Trasse der Ostumfahrung würde auch den Naturlebensraum an der Traun gefährden. Mit diesem Argument kämpfen inzwischen 6 Bürgerinitiativen gegen das Projekt. Seit Mai habe man 5500 der erforderlichen 6100 Unterschriften gesammelt, um im Frühjahr ein entsprechendes Volksbegehren zu starten, sagt Lorenz Potocnik, LinzPlus Gemeinderat und Sprecher Bürgerinitiative ‚Kein Transit Linz‘.

Stadt Linz für Trassenverlegung

Die Ablehnung der Ostumfahrung hat aber längst auch die etablierten Parteien im Rathaus erreicht. Fast deckungsleich sind die Argumente des schwarzen Vizebürgermeisters und Verkehrsstadtrats Bernhard Baier mit jenen des Bürgermeisters, der – anders als die Grünen – zwar die Trasse, nicht aber das Projekt ablehnt. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sagt: „Nur 20 Prozent, die aus dem Norden in die Stadt kommen, verlassen auch wieder die Stadt und daher glaube ich, dass auch eine Variante weiter östlich Sinn macht. Vor allem, weil das starke Industriegebiet rund um Enns, Steyr eben über eine solche Umfahrung besser angebunden ist.“

Land hält an Projekt fest

Eine östlichere Trasse sei aber nicht sinnvoll, weil sie den Transitverkehr nur um 20 Prozent entlasten würde, entgegnet Verkehrs-Landesrat Günter Steinkellner (FPÖ): „Umso weiter ich nach Osten gehe, habe ich keine Entlastungswirkung, denn niemand fährt freiwillig und zahlt dafür auf der Autobahn einen Umweg.“ Durch den Ausbau des Straßennetzes im nördlichen Europa werde sich der Transitverkehr in den kommenden Jahren auch bei uns massiv verstärken, so Steinkellner:“ Ja, wir benötigen sie (die Ostumfahrung, Anm.), weil wenn wir die europäische Karte ansehen und den Nord-Süd-Transit beobachten, stellen wir fest, dass Tschechien die Autobahn bis nach Wullowitz fertigbaut. Und das bedeutet für einen LKW, der von Berlin auf die Pyhrnautobahn fahren wird, eine Abkürzung von etwa 130 km, weil er nicht mehr über Hof und Suben auf die Pyhrnautobahn fährt, sondern über die Linzer Stadtautobahn.“ Mit Einhausungen, Absenkungen und Renaturierung ließen sich auch Umweltargumente ausräumen.

Grüne wollen lieber Ausbau der Schiene

Die Grünen in Stadt und Land lehnen dennoch jegliche Ostumfahrung ab. Sie setzen auf die Schiene, was eine aber eine völlige Neuplanung der uralten Summerauerbahn als Hochgeschwindigkeitsstrecke bedeuten würde und damit viel Zeit und viel Geld koste.

Debatte um Linzer Osttangente

Eine Ostumfahrung von Linz steht seit inzwischen mehr als zehn Jahren auf der politischen Tagesordnung.

800 Millionen Euro Projekt

Erst wenn das Land die Bedarfsprüfung vermutlich in einem Jahr abgeschlossen hat, wandert das Projekt über Antrag des Nationalrats zur zuständigen Verkehrsministerin Leonore Gewessler von den Grünen. Sie prüft und entscheidet über die Umsetzung durch die Asfinag. Das 800 Millionen Euro Projekt könnte jedenfalls frühestens 2035 fertiggestellt werden.