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Wirtschaft

Lockdown-Frust im stationären Handel

Während sich Onlinehändler angesichts des beginnenden Lockdowns die Hände reiben und sich auf Rekordgewinne im Weihnachtsgeschäft einstellen, spricht der stationäre Handel von einer Katastrophe und einem „Amazon-Förderprogramm“.

Der Frust im Einzelhandel ist groß. Die Geschäfte trifft der Lockdown wieder mit voller Wucht und das in der umsatzstärksten Zeit des Jahres. Allein bis Ende November droht dem heimischen Handel ein Umsatzausfall von mehr als einer Milliarde Euro. Österreichweit würden dem Handel Umsätze von bis zu 140 Mio. Euro pro Tag entgehen. Das erklärte der Handelsexperte Ernst Gittenberger von der Linzer Johannes Kepler Universität auf Ö1.

Im Vergleich zu vergangenem Jahr, wo es ja ebenfalls einen Lockdown in der Vorweihnachtszeit gab, könnte das Weihnachtsgeschäft im stationären Einzelhandel heuer noch stärker leiden, sagt der Wirtschaftsforscher Christoph Teller, ebenfalls von der JKU. Das liege vor allem am Zeitpunkt und den im Dezember betroffenen Tagen.

Schmerzhafter Zeitpunkt

Dieser Lockdown liege später im Kalender, als der im Dezember des Vorjahres. Heuer sind die Weihnachtseinkaufssamstage und der sonst verkaufsoffene Feiertag am 8. Dezember betroffen. Das seien die Zugpferde im Weihnachtsgeschäft. Dieser Lockdown werde also besonders schmerzhaft werden, weil Käufer und Käuferinnen ins Internet und die Ausgaben damit häufig ins Ausland abwandern würden.

Man verstehe den Lockdown aus medizinischer Sicht. Aber er sei wirtschaftlicher Wahnsinn und eine Katastrophe für die Händler, sagt der Branchenvertreter des Handels in Oberösterreich, Ernst Wiesinger. Viele Betriebe seien am Rande ihrer finanziellen Existenz, nachdem gerade einmal eine Erholung vom letzten Lockdown eingesetzt hatte. Es brauche jetzt staatliche Unterstützung und „bürokratisch rasch wirkende Hilfen“, so Wiesinger.

Geschenk für Onlinehandel

Im Onlinehandel werde dagegen wohl gerade „Jingle Bells im Powerplay gespielt“, wie es der Wirtschaftsforscher formuliert. Laut Teller sei dieser Lockdown für jene mit einem digitalen Vertriebsweg ein Geschenk. Allerdings habe dem Einzelhandel bewusst gewesen sein müssen, dass die Gefahr des neuerlichen Zusperrens bestand und dass es folglich notwendig war, einen zweiten Kanal und digitale Kommunikation zur Kundschaft aufzubauen. Das hätte man aus den vorangegangenen Lockdowns wissen müssen, sagt der Wirtschaftsforscher.

WIFO Chef sieht Vorteile in Ausfallbonus

Der Chef des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Gabriel Felbermayr, spricht davon, dass der jetzt eingeführte Ausfallbonus ein besseres Instrument sei, als der Umsatzersatz, den es im November 2020 gegeben habe. Hier werde es für manche Unternehmen eine Überzahlung geben, für andere Unternehmen eine Unterzahlung, so Felbermyr. Gabriel Felbermayr im Gespräch mit Maria Theiner: