Im Linzer Landestheater sind am Freitag die Gespräche mit dem Betriebsrat über Kurzarbeit angelaufen. Auch wenn es ab Montag keine Vorstellungen gibt, dürfen Proben stattfinden. Intendant Hermann Schneider rechnet aufgrund der Corona-Prognosen „persönlich nicht damit, dass vor Mitte Jänner Aufführungen vor Publikum stattfinden“ können. Für die darstellenden Künstler, in deren Gruppe die Durchimpfungsrate in seinem Haus bei über 90 Prozent liege, sei es „enttäuschend und frustrierend, dass sie wieder die Leidtragenden sind“, so Schneider.
Dass der vierte Lockdown wegen eines zögerlichen Agierens der Politik notwendig werde, sieht er nicht so. „Für die Verantwortungslosigkeit der Menschen der Politik die Schuld zu geben, greift zu kurz“, meinte er. Der offenbar in Österreich vorherrschende „hedonistische Freiheitsbegriff“ sei für ihn „nicht nachvollziehbar“. „Achtsamkeit und Fürsorge für Andere kommen da offenbar nicht vor“, so seine „zutiefst deprimierende Erkenntnis“. Das „irrationale Verhalten der Splittergruppe“ – sprich der Impfgegner und Corona-Leugner – erinnere ihn an ein „Verhalten im Mittelalter“. Die nun kommende Impfpflicht erscheint ihm „eine gangbare Lösung, um eine Gesellschaft in all ihren Teilbereichen zu schützen“.
Kerschbaum „begrüßt“ Lockdown
Der Intendant des Brucknerhauses Linz, Dietmar Kerschbaum, „begrüßt“ den Lockdown, auch wenn es „natürlich schade ist“, kein Publikum empfangen zu können, meinte er. Aber es sei „Aufgabe der österreichischen Gesundheitspolitik, die Bevölkerung vor möglichen Gefahren bestmöglich zu schützen“. Kerschbaum, der auch Künstlerischer Vorstandsdirektor der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA ist, zu der u.a. auch der Posthof und das Kinderkulturzentrum Kuddelmuddel gehören, erklärte in einer Aussendung zum Lockdown: „Wir – die Häuser der LIVA – tragen diesen Entschluss vollinhaltlich mit, denn die aktuelle Situation erfordert Solidarität und einen engen Schulterschluss.“
„Jede Person, die zu Schaden kommt, ist eine zu viel“
Auch die Chefin des Linzer Kunstmuseums Lentos, Hemma Schmutz, befürwortet den Lockdown. „Jede Person, die zu Schaden kommt, ist eine zu viel“, wurde sie in der „Kronen Zeitung“ am Freitag zitiert. Landestheater-Intendant Hermann Schneider hofft laut dem Bericht, dass zumindest Proben weiter stattfinden dürfen. Weiters stellte er klar. „Die Zahlen sind so beängstigend, dass die Gesundheit natürlich jetzt Priorität hat. Wofür ich jedoch kein Verständnis mehr habe, sind Leute, die jetzt weiter undiszipliniert sind.“
KUPF: „Zugesagte Hilfe wendet Schlimmstes ab“
Die KUPF als Interessenvertretung von 183 gemeinnützigen Kulturinitiativen forderte umgehend Hilfe, denn ein Lockdown-Monat koste ein bis zwei Millionen Euro monatlich. Dass alle Förderinstrumente des Bundes „gleich bis Ende des ersten Quartals 2022 verlängert wurden“, wertete KUPF-Geschäftsführer Thomas Diesenreiter als „kluge Entscheidung“. Dafür dankte er der Regierung, „nur so kann schlimmerer Schaden von der ohnedies gebeutelten Kunst- und Kulturszene Österreichs abgewendet werden.“
Es ist erfreulich, dass es gelungen ist, die Bundeshilfen für den Kulturbereich wieder zu aktivieren, meinte der Landeshauptmann. „Jene Kulturschaffenden und Kulturvereine, die von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen sind, wird das Land Oberösterreich – ergänzend zu den Bundeshilfen – weiterhin unbürokratisch und unkompliziert unterstützen“, versicherte er. Diesenreiter hofft, dass mit Einführung der Impfpflicht der jetzige Lockdown der „letzte nötige“ gewesen sei. „Auch diese Entscheidung ist daher zu begrüßen.“