Salzkammergutkliniken Bad Ischl – Gmunden – Vöcklabruck, der Standort Gmunden von außen
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Coronavirus

Hunderte Operationen verschoben

Wegen der CoV-Belastungen werden Tausende kleinere und größere Operationen abgesagt bzw. aufgeschoben. Darauf machen jetzt Primarärzte des Salzkammergut Klinikum aufmerksam. Dort werden pro Woche 200 operative Eingriffe verschoben.

Es geht nicht nur um den Belag auf den Intensivstationen, der täglich öffentlich besprochen wird. Es geht um weit mehr. Diese Botschaft wollten Primarärzte der Salzkammergutkliniken Bad Ischl – Gmunden – Vöcklabruck unbedingt öffentlich machen und versammelten sich im Vorfeld zur Pressekonferenz zum Lockdown am Donnerstag zum Interview. Denn „tausende Patienten können aufgrund der Covid-Situation und aufgrund dieser Bettensituation in Österreich nicht adäquat medizinisch versorgt werden“, so Urologie-Primar Michael Dunzinger.

Überlastung: Nur sechs von 18 OPs in Betrieb

Im Salzkammergutklinikum sind 150 bis 160 Betten mit Covid-19-Patienten belegt und diese Betten fehlen. Zahlreiche Abteilungen sind umgewandelt worden in CoV-Abteilungen. Und weil das Personal für Covid-19-Patienten gebraucht wird, sind von 18 Operationssälen nur mehr sechs in Betrieb.

Wöchentlich 200 Operationen verschoben

Die Folge laut Direktor Tilman Königswieser: „Wir bestellen wöchentlich 200 geplante Operationen ab, die wir verschieben können, um uns dem Thema Covid widmen zu können. Das sind ganz massive Einschnitte". Urologische Eingriffe, Leistenbrüche, Gallensteine, Narben-Brüche etc. „Wir haben Patienten, die sind sechs Mal verschoben worden im letzten Jahr“, so Gynäkologie-Primar Johannes Berger im Gespräch mit ORF-Redakteur Bernt Koschuh.

Und Chirurgie-Primar Stefan Stättner meint: „Was wir schon seit Wochen machen ist, dass wir bei großen Operationen – onkologische Operationen – wo wir vielleicht zwei pro Woche gemacht haben, jetzt täglich entscheiden müssen in der Früh – ob das überhaupt geht. Und seit etwa zwei Wochen können wir das kaum mehr machen, wirklich nur in Ausnahmesituationen“. Und dazu kommt, „dass wir Abklärungen für Krebserkrankungen nicht machen können. Das geht einfach nicht.“

Was die Bettenkapazität betrifft, wurden etwa zwei Geriatriestationen in Gmunden fast vollständig in CoV-Stationen umgewandelt, so Königswieser, womit aber 50 Akut-Geriatrie Plätze weggefallen seien, 18 Betten auf einer Multiple Sklerose Station. „Wir haben das natürlich vorbeugend und schrittweise gemacht, um wirklich jetzt akut zu entlassen. Wir haben halt manche Aufnahmen verschoben. Aber im Einzelfall haben wir auch Patientinnen und Patienten entlassen müssen.“

„Eine absehbare Katastrophe“

Was die Gründe für die Situation betrifft, fällt das Urteil der Primarärzte hart aus: „Es war eine absehbare Katastrophe“. Dass die Pandemie eine schwierige Situation sei für die Politik und dass nicht alle Prognosen immer ganz korrekt waren, sei das eine aber angesichts der geringen Durchimpfungsrate eine große Welle bevorsteht sei von der Politik ignoriert worden, „und so sind wir jetzt eigentlich Vollgas gegen die Wand gefahren“, sagt Anästesie-Primar Markus Franner.

An die Bevölkerung appellieren die Ärzte, sich impfen zu lassen und der Gynäkologie Primar betont. Alle Gerüchte, dass die Impfung bei Frauen für Unfruchtbarkeit, mehr Blutungen oder Fehlgeburten sorgen könnte, hätten sich in Studien und in der Praxis als „völliger Humbug“ entpuppt.