Zimmer auf der Intensivstation im Landesklinkum Melk
ORF/Helmut Muttenthaler
ORF/Helmut Muttenthaler
Coronavirus

2.317 Neuinfektionen in 24 Stunden

2.317 Neuinfektionen von Mittwoch auf Donnerstag meldet der Krisenstab für Oberösterreich und damit den höchsten Wert seit Ausbruch der Pandemie. Am Vormittag werden für OÖ neue Maßnahmen angekündigt.

2.317 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sind in Oberösterreich von Dienstag auf Mittwoch registriert worden. In Oberösterreichs Krankenhäusern werden derzeit 426 an Covid-19 Erkrankte behandelt, 62 von ihnen auf Intensivstationen. In Braunau liegt die 7-Tages-Inzidenz derzeit bei 1.016 und damit zum ersten Mal über der Grenze von 1.000 Infektionen auf 100.000 Einwohner oder einem Prozent. Gefolgt von den Bezirken Perg mit 939 und Grieskirchen mit 902. Am niedrigsten sind die Werte in der Stadt Linz mit 347 und der Stadt Wels mit 372. 18.529 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher müssen derzeit in Quarantäne ausharren. Im Zusammenhang mit Covid-19 müssen in Oberösterreich inzwischen 1.878 Todesfälle beklagt werden. Von Dienstag auf Mittwoch sind drei weitere hinzugekommen.

7-Tages-Inzidenzen in Oberösterreich

Bezirk 7-Tages-Inzidenz
Stadt Linz 911,7
Stadt Steyr 1.370,0
Stadt Wels 1.128,4
Braunau 2.198,3
Eferding 1.453,5
Freistadt 1.570,5
Gmunden 1.564,1
Grieskirchen 1.464,6
Kirchdorf 1.236,8
Linz-Land 1.135,2
Perg 1.714,3
Ried 1.749,4
Rohrbach 2.230,5
Schärding 2.290,4
Steyr-Land 1.334,2
Urfahr-Umgebung 1.758,0
Vöcklabruck 2.252,3
Wels-Land 1.310,1
Quelle: Krisenstab d. Landes Oberösterreich

Situation bleibt angespannt

Verantwortlich für die weiterhin angespannte Situation ist laut Experten vor allem die zu niedrige Impfquote, die in Oberösterreich nur bei knapp 58 Prozent liegt. Das Ziel müsse hingegen ein Wert von 75 bis 80 Prozent sein, sagt der Medizin- und Bioinformatiker Stephan Winkler von der Fachhochschule Hagenberg. In Dänemark, Italien oder in Spanien habe man das längst erreicht, daher zeige sich in diesen Ländern jetzt auch ein weit besseres Infektionsgeschehen: „Man sieht, dass die Impfung wirkt, dass die Wahrscheinlichkeit zu erkranken niedriger ist und auch die Wahrscheinlichkeit, das Virus weiterzugeben dadurch eklatant verringert werden kann.“

Booster-Impfung für alle

Oberösterreich steht mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz und der niedrigsten Impfquote schlecht da. Unterdessen beginnen andere Bundesländer bereits Impftermine für den dritten Stich für alle freizugeben. Auch das Nationale Impfgremium empfiehlt mittlerweile eine Auffrischungsimpfung nach sechs Monaten.

Oberösterreich sei von dieser kritischen Impfrate noch weit entfernt. Die Erhöhung der Impfquote sei keine politische Forderung, so Winkler, sondern etwas, das man aus den Naturwissenschaften ableiten könne. „Wenn wir unter dieser Impfquote bleiben, dann passiert leider das, was wir jetzt sehen, undzwar, dass sich die Krankheit nicht ohne weiteres aufhalten lässt. Es ist zu befürchten, dass die Anzahl der Neuinfektionen entweder so hoch bleibt oder gar noch weiter hinaufgeht.“ Ein Rückgang, der sich von selbst ereignet, sei in den Simulationen nicht zu sehen.

Angespannte Lage auf Intensivstationen

Die hohen Infektions- und die niedrigen Impfzahlen sind dafür verantwortlich, dass auf den Intensivstationen die Lage nach wie vor angespannt bleibt. 62 Menschen müssen derzeit in Oberösterreich wegen einer Covid-19-Erkrankung intensivmedizinisch behandelt werden.

Pflegeleiter Reiter im Gespräch

Markus Reiter ist Pflegeleiter der Intensivstation im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr.

Im Steyrer Krankenhaus gehört eine erst 18-jährige Frau zu dieser Gruppe, erzählt der Pflegeleiter der dortigen Intensivstation Markus Reiter. Ein gesundes Leben, ein gutes Immunsystem und eine gute mentale Haltung könnten vor dieser Krankheit nicht schützen, so Reiter in der Sendung „Oberösterreich heute“ an Mittwochabend: „Wenn wir jetzt 34 Patienten seit 8. August haben und 30 nicht geimpft sind, kann man ganz klar sagen: Wären nur die Patienten bei uns, die geimpft sind und die Intensiv brauchen, hätten wir Normalbetrieb. Es zehrt enorm an unseren Nerven, aber ich kann gottseidank für mein Team sagen, dass wir eine hohe Stabilität haben und gemeinsam einen Weg gefunden haben, uns zu unterstützen.

Neue CoV-Maßnahmen stehen bevor

Am Donnerstagvormittag, noch vor dem für Freitag angekündigten Bund-Länder-Gipfel, werden neue Maßnahmen für Oberösterreich bekanntgegeben. Im Vorfeld ist durchgesickert, dass es tu diesen Änderungen kommen soll:

  • 2,5-G-Regel – „geimpft, genesen oder PCR-getestet“ – für die Gastronomie und Hotellerie, für körpernahe Dienstleister ebenso, wie für Fitnessstudios, Veranstaltungen, Spitäler und für Pflegeeinrichtungen. Diese Verschärfung soll voraussichtlich in der kommenden Woche in Kraft treten.
  • Mitte November soll es nach dem Vorbild aus dem bei der Impfquote deutlich erfolgreicheren Burgenland eine Impflotterie geben. Allen Bedenken, rund um eine Belohnung für einen ohnehin schon gratis angebotenen Stich zum Trotz.
  • Voraussichtlich ab nächster Woche soll es ein vom Land organisiertes, flächendeckendes PCR-Gurgelprogramm geben – in Zusammenarbeit mit der Handelskette Spar. Weil das Gesundheitsministerium in den letzten Monaten die von Oberösterreich verlangte flächendeckende Ausrollung des PCR-Testprogramms „Österreich gurgelt“ nicht genehmigt habe, habe man jetzt dieses eigene Programm entwickelt.
  • Ab Donnerstag sollen in allen Testzentren, an denen bisher schon Antigentests angeboten werden, auch PCR-Tests möglich sein.