Wildschweinplage in Eisenstadt
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Chronik

Wildschweinjagd im Nationalpark gefordert

Die Jäger fordern den Abschuss von Wildschweinen im Nationalpark Kalkalpen. Während der Pandemie seien die Abschusszahlen gesunken und das Schutzgebiet drohe zum „Wildschweinparadies“ zu werden, so Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner.

Im Jagdjahr (per 1. April) 2020/21 hat sich die Pandemie in der Abschussstatistik deutlich niedergeschlagen: Mit 177.273 Abschüssen wurden um 21.681 bzw. 10,9 Prozent weniger als 2019/2020 verbucht. Während es beim Schalenwild kaum Unterschiede gab, sind die Zahlen bei Feldhasen und vor allem beim Schwarzwild kräftig abgestürzt: Die Zahl der erlegten Wildschweine halbierte sich von 2.230 auf 1.118.

Viel Futter für Wildschweine

Während die niedrigeren Hasen-Abschüsse vor allem durch den pandemiebedingten Verzicht auf Treibjagden erklärbar sind, kam beim Wildschwein noch dazu, dass das natürliche Angebot an Bucheckern und Eicheln zuletzt besonders gut war und die Tiere damit nicht zu den sogenannten Kirrungen – Futterplätzen, an denen sie erlegt werden dürfen – kamen. Das schmälerte den Jagderfolg.

Angst vor Afrikanischer Schweinepest

Für die Wildschweinjagd gibt es keinen Abschussplan, geschossen wird, was geht – außer im Nationalpark Kalkalpen. Und das finden die Jäger bedenklich. Der Managementplan im Nationalpark sei vor 20 Jahren gemacht worden. „Damals gab es kein Schwarzwild“, sieht Sieghartsleitner Änderungsbedarf. Denn heute nehmen die Tiere Überhand. Aus dem Nationalpark heraus könne Druck auf die umgebende Kulturlandschaft entstehen, und die Gefahr für die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest steige.

Gams „kriegt echt ein Problem“

Sorgen macht den Jägern aber auch der Klimawandel: Wildtierarten wie Gams und Schneehase, die sich im Lauf ihrer Evolution perfekt an das Leben in alpinen Regionen angepasst haben, geraten durch die Erwärmung zunehmend unter Druck: Bei einem allgemeinen Ansteigen der Waldgrenze geht ihr Lebensraum verloren.

Gämse
ORF/Georg Hummer
Wildtierarten wie Gams und Schneehase, die sich im Lauf ihrer Evolution perfekt an das Leben in alpinen Regionen angepasst haben, geraten durch die Erwärmung zunehmend unter Druck

Die Gams „kriegt dann echt ein Problem“, denn die Tiere geraten dadurch in Konflikt mit Freizeitsportlern. Deshalb brauche es hier Schutzzonen für die Tiere, pocht Sieghartsleitner auf eine „ökologische Raumplanung“, die alle Nutzungsansprüche ordnet und auch jene des Wildes berücksichtigt. Die Gämsen weichen sonst in Schutzwälder aus, wo sie die notwendige Verjüngung beeinträchtigen, warnt er.