Wolfgang Hattmannsdorfer ÖVP
APA/WERNER KERSCHBAUMMAYR
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Politik

ÖVP-Politcoach, der Klartext spricht

Er wolle zeigen, „dass es lässig ist, in der Politik zu arbeiten,“ hatte Wolfgang Hattmannsdorfer gemeint, als er im April 2013 Landesparteigeschäftsführer der ÖVP wurde. Neun Jahre später wird er Landesrat.

Wenn auch die von ihm aufwendig geleiteten Landtagswahlkämpfe 2015 und 2021 – teils mit Anleihen bei amerikanischen Polit-Events – nicht unbedingt mit den erwarteten Ergebnissen belohnt wurden, erhält er jetzt sein absolutes Wunschressort: Soziales samt Integration. 2015 durchkreuzte ihm die Flüchtlingswelle seine „Wir-Gefühl-Kampagne“, die ÖVP sackte um mehr als zehn Prozentpunkte auf 36,4 Prozent ab und die FPÖ verdoppelte ihren Stimmenanteil auf 30,4 Prozent. Dass die Wahlkampfkostenobergrenze um knapp 340.000 Euro überschritten wurde, blieb mangels rechtlich verbindlicher Regelung damals ohne Sanktion.

Heuer mischten vor allem die Impfskeptiker MFG den Wahlkampf am Ende gehörig durch. Hattmannsdorfer, der gern auch mal den Teufel an die Wand malt, warnte angesichts des Anwachsens des Landtags mit Kleinparteien vor „italienischen Verhältnissen“ – wenn auch vergeblich. NEOS und MFG sitzen im neuen Landesparlament und die ÖVP gewann nicht den Vierer an erster Stelle zurück sondern lediglich 1,2 Prozentpunkte dazu.

Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften

Das Thema Wahlen beschäftigt den Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften schon seit Jahren. Der gebürtige Linzer promovierte 2007 an der Johannes Kepler Uni mit der Dissertation „Stadt, Land, Stadtrand – Geographische Segmentierung des OÖ Wählermarktes. Analyse und Erklärung für das unterschiedliche Wahlverhalten am Beispiel LTW 2003“. Dafür erhielt er ein Jahr darauf den Leopold-Kunschak-Wissenschaftspreis. 2009 war er als Büroleiter von Landesgeschäftsführer Michael Strugl für die Durchführung der für die ÖVP sehr erfolgreich geschlagenen Landtagswahl im September verantwortlich. Danach stieg er zum stellvertretenden Landesparteigeschäftsführer auf.

Auch wenn „kaum ein Tag vergeht, an dem die FPÖ nicht mit rechtsradikalem Gedankengut für Aufruhr sorgt“, wie Hattmannsdorfer zum Wahlkampfabschluss 2015 gar vor einem „Umsturz“ warnte, achtete er in der darauffolgenden Legislaturperiode streng auf die Einhaltung des beschlossenen schwarz-blauen Regierungsbündnisses. Als Wachhund der Partei schlägt er andernfalls sofort an und der ausgebildete Rhetoriker und Politcoach ist nicht zimperlich in der Wortwahl. Vor allem bei traditionellen FPÖ-Themen wie Asyl sprach er in den vergangenen sechs Jahren Klartext, indem er u.a. erklärte, die Schwarzen werden „einen Pflock einschlagen“. Tatsächlich wurde unter Schwarz-Blau der Bezug der Mindestsicherung sowie der Wohnbeihilfe an Deutschkenntnisse geknüpft. Derartiges kündigte er zuletzt auch für die Familienkarte an.

Politische Karriere 2003 begonnen

Seine politische Karriere in der Landespartei begannt 2003 als Assistent des Klubobmanns. 2010 zog er in den Linzer Gemeinderat ein. Am 18. April 2013 wurde er Landesgeschäftsführer, 2015 wechselte er vom Gemeinderat in den Landtag und wurde Sozialsprecher. Hattmannsdorfer ist seit 2010 auch Vorstandsmitglied der Politischen Akademie der ÖVP-Bundespartei.

Wolfgang Hattmannsdorfer, geboren am 20. November 1979, ist verheiratet und hat zwei Söhne im Volksschul- und im Kindergartenalter. Seine freie Zeit verbringt er am liebsten mit der Familie, er geht aber auch gerne segeln, wandern oder laufen – das mit Hund Tobi.