Alexander Schallenberg
APA/GEORG HOCHMUTH
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Politik

Regierungschef mit Wurzeln in OÖ

Nach dem Rückzug von Sebastian Kurz soll der bisherige Außenminister Alexander Schallenberg die Regierungsgeschäfte übernehmen. Die familiären Wurzeln des in der Schweiz geborenen Karrierediplomaten reichen nach Oberösterreich zurück.

Alexander Schallenberg ist ein Nachfahre des alten österreichischen Adelsgeschlechts Schallenberg, das seinen Stammsitz in St. Ulrich im Mühlkreis (Bezirk Rohrbach) hatte. In der Gemeinde Kleinzell ist die Burgruine Schallenberg zu finden, die seit 1982 wieder im Besitz der Familie Schallenberg ist. Die Gruft der Schallenberger befindet sich in der dem hl. Josef geweihten Friedhofskapelle von Niederwaldkirchen.

Seit mehr als 20 Jahren im Außenamt

Den Politzirkus kennt Alexander Schallenberg nur zu gut. Ins Außenamt kam der Diplomat bereits vor mehr als 20 Jahren. Mit dem Aufstieg von Sebastian Kurz ins Bundeskanzleramt gelang dem langjährigen Pressesprecher mehrerer Außenminister auch sein größter Karrieresprung in das Amt des Außenministers. Vor seinem Wechsel als Minister in die Expertenregierung von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein leitete Schallenberg die EU-Koordinationssektion im Bundeskanzleramt. In dieser Funktion spielte er eine zentrale Rolle während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft 2018.

Fünf Jahre in Brüssel

Die Diplomatie wurde Schallenberg quasi in die Wiege gelegt. 1969 in Bern als Sohn des Botschafters und späteren Generalsekretärs im Außenministerium (1992 bis 1996), Wolfgang Schallenberg, geboren, wuchs er in Indien, Spanien und Frankreich auf. Von 1989 bis 1994 studierte er Rechtswissenschaften in Wien und Paris, danach Europäisches Recht am Europacollege in der belgischen Stadt Brügge.

Nach Belgien führte ihn auch sein Weg in die österreichische EU-Vertretung in Brüssel, wo er fünf Jahre lang die Rechtsabteilung leitete. Zurück in Österreich machte sich Schallenberg als Pressesprecher der früheren Außenministerin Ursula Plassnik sowie später von deren Nachfolger Michael Spindelegger (beide ÖVP) einen Namen. Die EU-Verträge kennt Schallenberg wie seine Westentasche. Bereits 1999 legte er als Außenamts-Mitarbeiter in der Abteilung für EU-Grundsatzfragen und Mitautor eine umfassende Analyse der ersten österreichischen EU-Ratspräsidentschaft von 1998 vor.

Kommunikationsprofi

Als Kurz die Agenden des Außenministers übernahm, beförderte er den Kommunikationsprofi zum Leiter für „strategische außenpolitische Planung“. Auch in den Regierungsverhandlungen nach der Nationalratswahl 2017 zählte Kurz auf seinen „Initimus“, wie Schallenberg in Medien genannt wurde. Selten habe er einen so talentierteren Minister erlebt, streute Schallenberg im Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ Kurz als Außenminister Rosen. So folgte der ausgewiesene Europaexperte Kurz auch ins Bundeskanzleramt, wo er während der türkis-blauen Regierungszeit die Stabsstelle Strategie und Planung leitete.

Der Karrierediplomat und Vater von vier Kindern musste sich dabei aber mit weit mehr als Europa- und Außenpolitik befassen. In seine Agenden als Kanzleramtsminister fielen zusätzlich die Kunst-, Kultur- und Medienpolitik.