Stimmzettel für Stichwahl der Bürgermeister
ORF/schnabl
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Wahl21

Bürgermeister-Stichwahl in 72 Gemeinden

Dass am Sonntag in 72 Gemeinden Bürgermeister-Stichwahlen abgehalten werden, ist wegen der Krise auf Bundesebene zuletzt ein wenig ins Hintertreffen geraten. Dabei könnte es so manch knappes Rennen geben.

In Linz rittern Amtsinhaber Klaus Luger (SPÖ) und Bernhard Baier (ÖVP) um den Bürgermeister-Sessel. Im ersten Wahlgang hatte Luger die Nase vorne. Auch in vielen Bezirkshauptstädten sind die Wahlberechtigten aufgerufen: So gibt es Stichwahlen in Eferding, Freistadt, Kirchdorf an der Krems, Schärding, Vöcklabruck, Grieskirchen, Ried im Innkreis und Perg.

Spannung in Bad Ischl und Attersee

Spannung versprechen die Wahlen in Bad Ischl und Attersee. In Bad Ischl duellieren sich Amtsinhaberin Ines Schiller (SPÖ) und der aus der SPÖ ausgetretene und von der ÖVP unterstützte Hannes Mathes. In Attersee hat im ersten Wahlgang der Grüne Rudi Hemetsberger die meisten Stimmen erhalten. Gegen ihn tritt Philip Weissenbrunner von der ÖVP an. Die beiden sind Nachbarn.

Kandidaten zogen zurück

In vier Gemeinden haben sich hingegen die Herausforderer zurückgezogen: in Pinsdorf, Hinterstoder, St. Oswald bei Freistadt und Reichenau im Mühlkreis müssen sich die Bürger erst nächste oder übernächste Woche im Zuge einer Ja/Nein-Frage entscheiden, ob sie den einzigen verbliebenen Kandidaten als Bürgermeister wollen oder nicht. Mehr in Mehrere Bürgermeister-Stichwahlen abgesagt (ooe.ORF.at)

Filzmaier zu Auswirkungen der Regierungskrise

Der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier von der Donau-Universität Krems geht in seiner Analyse davon aus, dass die Ereignisse in der Bundespolitik auch Auswirkungen auf die Stichwahl haben können. „Der Einfluss der aktuellen Regierungs- und ÖVP-Krise ist nicht, dass ÖVP Bürgermeister nun keine Chance mehr haben, dazu wird die Kommunalpolitik zu unterschiedlich und viel positiver gesehen. Aber kamen alle Parteien und vor allem die ÖVP für ihre Bürgermeister am Ende überhaupt noch zum Wahlkampf, oder mussten ÖVP-Kandidaten und Kandidatinnen mehr erklären, was Sebastian Kurz möglicherweise gemacht hat?“, so Filzmaier.

Auf die Frage, wie sich das auf die Wahlbeteiligung auswirke, meinte Filzmaier weiter: „Die Wahlbeteiligung bei einer Gemeindewahl um das Bürgermeister-Amt wird weniger durch die bundespolitische Dramatik beeinflusst als durch diese einfache Frage, empfindet die Wahlbevölkerung in der jeweiligen Gemeinde ein knappes Rennen. Wenn ja, steigt die Wahlbeteiligung. Wenn nein, ob nun zu Recht oder zu Unrecht, sinkt sie.“

„Mehrheiten müssen nicht automatisch halten“

Mehrheiten aus dem ersten Wahlgang der Bürgermeister-Wahlen müssen nicht automatisch auch in der Stichwahl halten, analysierte Filzmaier. Es sei zu einfach, die Ergebnisse vom 26. September zusammenzuzählen und sich damit auszurechnen, welche Kandidatin oder welcher Kandidat mit welchen Mehrheiten rechnen kann, so Filzmaier.

„Es mag nach dem ersten Wahlgang Erstplatzierte als Favoriten geben, aber es wäre ein großer Fehler, daraus wirklich schon das Ergebnis schlusszufolgern. Der zweite Wahlgang ist eine eigene Wahl, mit einer ja auch insofern anderen Wählerschaft, dass es neue Gruppen gibt von Nichtwählern: Wer bleibt zu Hause und wer geht tatsächlich hin zur Wahl“, so Filzmaier weiter.