Angeklagte von oben auf Sesseln
TEAM FOTOKERSCHI
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Chronik

Erster Prozesstag nach Brandanschlag in Hotel

Am Landesgericht in Linz hat am Montag der Prozess gegen drei lettische Staatsbürger begonnen. Sie sollen 2020 einen Landsmann in einem Linzer Hotel zusammengeschlagen und dann das Zimmer in Brand gesteckt haben. Das Opfer erlitt so schwere Verbrennungen, dass es Wochen nach der Tat starb. Ein Urteil soll es am Mittwoch geben.

Alle Beteiligten – Opfer wie Täter – sind Teil einer lettischen Kreditbetrügerbande, so die Ermittlungen der Polizei. Den drei 51, 45 und 47 Jahre alten Angeklagten drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 20 Jahre oder lebenslange Haftstrafen.

Alle drei haben eine Reihe von Vorstrafen in Lettland, teils auch in anderen europäischen Staaten. Ein Angeklagter hat bereits fünf Verurteilungen wegen Diebstählen angesammelt, ein anderer zehn wegen Drogen- und Waffendelikten sowie wegen Einbruchs. Der Drittangeklagte saß in Lettland wegen eines Raubmords. Allerdings war auch das Opfer schon wegen Mordes im Gefängnis. Laut Staatsanwaltschaft seien die drei Angeklagten, das Opfer und ein weiterer Mann nach Österreich gekommen, um hier „Geldwäscherei zu betreiben“.

Vermutlich unter Alkoholeinfluss

Das Quintett kam Mitte September 2020 nach Oberösterreich. Nach einem Ladendiebstahl und einer entsprechenden Anzeige wurden die fünf Männer erkennungsdienstlich behandelt, fotografiert und dann auf freiem Fuß angezeigt. Wenige Tage später kamen die Letten wegen Ruhestörung noch einmal mit der Polizei in Kontakt. Sie wohnten in einem Hotel am Graben in Linz. Dort kam es, vermutlich unter Alkoholeinfluss, nachts zu einem Streit. Dabei schlugen drei der Männer, 48, 50 und 52 Jahre alt, einen ihrer Komplizen, einen 50-Jährigen, in dessen Hotelzimmer brutal zusammen.

Ausgebranntes Hotelzimmer
Berufsfeuerwehr Linz
ausgebranntes Hotelzimmer

Mit Fäusten und Fußtritten prügeln sie ihr Opfer bewusstlos. Dann flüchten die drei Täter und nahmen einen vierten Komplizen mit. Wenig später kehrten zwei von ihnen zurück und steckten das Hotelzimmer des bewusstlosen Opfers mit hochprozentigem Alkohol als Beschleuniger in Brand. Mehr in Brand in Hotel war Mordversuch (ooe.ORF.at).

Staatsanwalt: „… töteten auf grausamste und feigste Art“

Der 50-jährige Lette erlitt Verbrennungen zweiten und dritten Grades und wurde von zwei Linzer Polizisten aus dem brennenden Zimmer gerettet. Der Mann starb jedoch einige Wochen später in einem Krankenhaus an einem Multiorganversagen durch die schweren Verbrennungen. „Sie töteten auf grausamste und feigste Art und Weise einen Landsmann“, so das Fazit des Staatsanwalts. Die Angeklagten wollen mit der Brandstiftung und dem Mordvorwurf nichts zu tun haben. Zwei geben die Körperverletzung zu, einer nicht einmal das.

Verteidiger sahen keine Beweise für Mord

Der Verteidiger des Erstangeklagten sagte, sein Mandant sei zur Körperverletzung geständig, mit dem Mord habe er nichts zu tun. Der Verteidiger des Zweitangeklagten sah eine „löchrige“ Anklage, „wenn das ein Käse wäre, man würde nicht satt werden“. Denn es gebe keine Beweise, dass die Angeklagten ihren Komplizen angezündet haben. Auch sein Mandant will nur die Körperverletzung begangen haben und dabei habe er nicht „eine alte Oma beim Häkeln überfallen“, sondern es sei zu einem Kampf mit einem verurteilten Mörder gekommen. Der Anwalt des Drittangeklagten ist ebenfalls überzeugt, dass sein Mandant keinen Mord begangen habe, er sei nicht einmal an der Schlägerei nicht beteiligt gewesen.

Schwurgerichtssaal gemäß CoV-Regeln vorbereitet für den Prozess
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Schwurgerichtssaal

Am Vormittag zeigte der Vorsitzende den Geschworenen Fotos vom Tatort, damit sie sich orientieren können. Danach wurden die Angeklagten getrennt voneinander vernommen. Der Drittangeklagte meinte, es habe einen handgreiflichen Streit gegeben. Das Opfer sei danach in der Ecke gesessen und habe weiter herumgeschimpft. Dann seien alle anderen gegangen. Er und der Zweitangeklagte seien noch einmal zurück, weil sie etwas vergessen hatten. Feuer gelegt bzw. den Komplizen angezündet haben will aber keiner.

Angeklagter belastet Komplizen

Bei der Polizei hatte der Drittangeklagte aber zu Protokoll gegeben, der Zweitangeklagte habe erzählt, etwas angezündet zu haben um das Opfer für dessen unflätigen Beschimpfungen zu bestrafen. Auf das Gericht wartet mühsame Kleinarbeit: Die Angeklagten werden mit ihren teils divergierenden Aussagen bei der Polizei konfrontiert und mithilfe von Überwachungsvideos soll geklärt werden, welcher Angeklagte wann das Hotel bzw. das Zimmer verlassen bzw. wieder betreten hat. Der Prozess ist für drei Tage anberaumt. Ein Urteil soll am Mittwoch gesprochen werden.