Covd Kontrollstelle
Pressefoto Scharinger © Daniel Scharinger
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Coronavirus

Hohe Kontrolldichte bei Ausreisetestpflicht in Braunau

Samstag 0.00 Uhr starten die Ausreisekontrollen im Bezirk Braunau. Das ist seit einer Donnerstagmittag zu Ende gegangenen Krisensitzung klar. Bundesheer und Polizei kündigen eine hohe Kontrolldichte an.

Fix ist bereits, die Kontrollen starten in der Nacht auf Samstag um 0.00 Uhr, lückenlos wird das nicht möglich sein, so Oberösterreichs Militärkommandant Dieter Muhr: "Also man kann keinen Bezirk abriegeln, das ist klar. Man arbeitet stichprobenartig, und man zielt darauf ab, eine gewisse Wirkung oder einen gewissen Effekt zu erzielen. Wenn man sich kontrolliert fühlt, dann richtet man sich danach. Und genau diesen Effekt und diese Wirkung wollen wir erzielen, dass dann in Braunau die Zahlen wieder heruntergehen unter 300, und dass man dort wieder ein normales Leben führen kann.

Wenn eine Kontrolle ist, dann wird sie anständig durchgeführt, so wie es sein soll. Das Schwergewicht orientiert sich natürlich daran, wo der meiste Verkehr ist. Dort wird auch am meisten kontrolliert werden. Vorhersagen sind schwierig, aber vier Wochen wird das wohl schon dauern, dass wir, ich kann dem jetzt nicht vorgreifen aber vier Wochen habe ich meine Kräfte jetzt mal vorbereitet, es kann sein, dass der Einsatz auch länger dauert", so Muhr.

Rund 800 Impfungen für Aufhebung der Sperre nötig

Bezirkshauptmann Gerhard Kronberger sagte, es gebe tausende Anrufe derzeit bei der Bezirkshauptmannschaft. Der Krisenstab sei auf 150 Personen aufgestockt worden, man werde die Impfangebote noch einmal ausweiten. Nach seinen Angaben müssten sich rund 800 Personen jetzt im Bezirk impfen lassen, um die Werte so hinzubekommen, dass die Ausreisekontrollen wieder entfallen würden. „Jetzt hat es die Bevölkerung selbst in der Hand“, so Kronberger:

Testpflicht bei der Ausreise

Wer den Bezirk verlassen will, muss negativ auf das Coronavirus getestet sein. Mit dieser Maßnahme soll das Infektionsgeschehen in der Region möglichst rasch und effektiv eingedämmt werden. Diese Maßnahme gilt ab Samstag 0.00 Uhr und gilt so lange, bis die 7-Tage-Inzidenz wieder unter 200 sinkt, so der Krisenstab. Am Mittwoch lag die Inzidenz im Bezirk bei 335,2.

Als Nachweis gilt laut Bundeserlass ein negativer PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden sein darf, oder ein negativer Antigen-Test, nicht älter als 24 Stunden. Falls erforderlich, würden seitens des Landes zusätzliche Testkapazitäten eingerichtet, so die Behörden.

Für alle, die Bezirk verlassen wollen

Die Ausreisetestpflicht gilt für alle Personen, die den Bezirk verlassen wollen – unabhängig von ihrem Wohnsitz und unabhängig davon, wie lange sie sich dort aufgehalten haben. Von der Testverpflichtung ausgenommen sind alle, die bereits vollimmunisiert sind, sowie genesene Personen mit zumindest einer CoV-Teilimpfung. Auch für Einsatzkräfte im Einsatzfall gilt die Testverpflichtung nicht.

Ausreisetestverpflichtung gilt nicht:

  • Für Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr
  • Zur Versorgung mit Grundgütern des täglichen Lebens und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen
  • Zur Wahrnehmung von unaufschiebbaren behördlichen (Wahlen) oder gerichtlichen Wegen sowie Fahrten im Rahmen des Strafvollzugs
  • Für Kinder, Schülerinnen und Schüler, die Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen zum Zweck der Teilnahme am Unterricht besuchen
  • Für Personen, die Kinder zu und von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schülerinnen und Schüler zu und von Schulen transportieren, ausschließlich zum Zweck dieses Transports

7-Tage-Inzidenz von mehr als 300

Bei einer aktuellen Durchimpfungsrate im Bezirk Braunau von unter 50 Prozent (derzeit 49,2 Prozent bezogen auf die Gesamtbevölkerung) verzeichnet der Bezirk derzeit seit sieben aufeinanderfolgenden Tagen eine gemittelte 7-Tage-Inzidenz von mehr als 300.

Sollte die Impfquote im Bezirk auf 50 Prozent der Gesamtbevölkerung steigen, könnten die Kontrollen schon bei Unterschreiten eines Grenzwertes von 300 beendet werden, wurde betont.

Mobile Impfteams werden geschickt

Mit dem Ziel, die Impfrate zu steigern, sollen nun verstärkt mobile Impfteams in den Bezirk geschickt werden, damit sich möglichst viele Menschen schnell und einfach impfen lassen können. Durch eine durchgehend gute Zusammenarbeit aller Beteiligten sei man gut vorbereitet, erklärten Philipp Bretschneider, Leiter des Krisenstabs im Gesundheitsministerium, und Carmen Breitwieser, Leiterin des Krisenstabes des Landes Oberösterreich.

Die mobilen Impfteams starten bereits am Wochenende. Der Impfbus des Landes sei zudem kommende Woche im Bezirk unterwegs. Die aktuellen Impfangebote findet man unter Österreich impft.

„Der Bezirk ist, durch enge Zusammenarbeit mit dem Landeskrisenstab, gut auf das Wirksamwerden des Hochinzidenzerlasses des Bundes vorbereitet. Ich appelliere aber an dieser Stelle noch einmal an alle, einen Beitrag zu leisten, indem sich möglichst viele Menschen impfen lassen und wir die Corona-Hygienemaßnahmen, die uns allen mittlerweile gut geläufig sind, größtmöglich einzuhalten“, sagte der Bezirkshauptmann von Braunau, Gerald Kronberger.

Intensivmediziner: „Viele unterschätzen CoV noch immer“

Der Braunauer Intensivmediziner und Notarzt Christian Lutsch sagt am Mittwochabend in der „Zeit im Bild 2“, dass viele Covid-19 immer noch unterschätzen. „Die meisten Leute verstehen ja nicht, wie schwer so ein Erkrankungsverlauf ist. Die haben ja keinen Einblick, was hinter einer Intensivstation-Türe passiert. Aber was die Leute schon hören ist, wenn jemand bei der Impfung zwei Tage Fieber hatte, oder einen Tag Krankenstand, weil er am nächsten Tag eine Immunreaktion gezeigt hat. Aber nichts von dem, was wir auf den Impfstraßen gesehen haben, ist mit dem eigentlichen Krankheitsverlauf vergleichbar. Und ich muss da schon wirklich sagen, ich spreche da aus der Erfahrung, dass ich sowohl allgemeinmedizinisch als Vertretung tätig bin, als auch Intensivmedizinisch“, so Lutsch.

Selbst die Intensivpatienten seien nicht immer überzeugt, so der Braunauer Intensivmediziner. „Viele sehen es ein, weil das halt eine abstrakte Gefahr war, die sie halt dann auch wirklich getroffen hat, aber es gibt auch welche die nach wie vor darauf beharren, dass das was anderes ist, und dass wir ihnen die Unwahrheit erzählen. Auf der Uni in meiner Ausbildung hat einmal ein Psychiater zu mir gesagt ‚Manche Menschen leben in Welten, die wir nicht betreten können‘. Und das ist leider auch so, bei manchen funktioniert es auch nicht, angesichts der schweren Erkrankung“, so Lutsch.

Kritik von SPÖ, NEOS und FPÖ

Die Ausreisekontrollen für den Bezirk Braunau seien die direkte Folge der Untätigkeit von Landeshauptmann Stelzer, so der SPÖ Klubvorsitzende Michael Lindner. Wer bis zur Landtagswahl die Füße still hält, anstatt die Pandemie zu bekämpfen, der spiele ein gefährliches Spiel mit der Gesundheit der Bevölkerung, so Lindner. So sehen das auch die NEOS OÖ. Der ÖVP seien die Wählerstimmen wichtiger als ordentliches Pandemie-Management, so NEOS Spitzenkandidat Felix Eypeltauer.

Mit scharfen Worten verurteilt Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) den Hochinzidenzerlass der Bundesregierung. Es stelle sich die Frage, ob es sich bei dem Hochinzidenzerlass nicht generell um eine gezielte Strafaktion der Bundesregierung handle, schließlich habe sich der Kanzler erst vor wenigen Tagen hingestellt und verkündet, dass die 7-Tages-Inzidenz nun nicht länger der „Leitindikator“ sein solle, so Haimbuchner. Er kritisiert außerdem, dass sich Genesene ebenfalls testen lassen müssen, wenn sie noch keine erste Teilimpfung erhalten konnten.