Häusliche Gewalt
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Chronik

Neue Pflichtberatung für Gefährder

Bei Fällen von häuslicher Gewalt greift ab Mittwoch ein neues Opferschutz-Programm. Die Täter müssen verpflichtend eine Beratung zur Gewaltprävention machen. Der Verein Neustart, der diese Beratungen in Oberösterreich abwickeln wird, richtet sich auf viel Arbeit ein.

Morddrohungen, Schläge und andere körperliche Übergriffe – mehr als 1.100-mal mussten Gewalttäter in Oberösterreich dieses Jahr schon der eigenen vier Wände verwiesen werden. Zu mehr als 90 Prozent sind die Täter Männer. Der Verein Neustart rechnet damit, dass jedes Jahr 1.400 Gewalttäter in eine verpflichtende Beratung kommen müssen.

Zusätzliche Berater und Beraterinnen nötig

Dafür mussten 16 neue Gewaltpräventionsberater und Beraterinnen eingestellt werden. Die Kosten übernimmt der Bund. Fünf Tage haben Gewalttäter nach einer Wegweisung Zeit, sich einen Termin auszumachen. Melden sie sich nicht, werden sie von der Polizei vorgeladen. Sie müssen verpflichtend sechs Stunden zur Beratung gehen, sagt der Leiter von Neustart Josef Landerl: „Da wird genau analysiert, was die für sein Fehlverhalten Gründe sind, was steckt dahinter – und die Männer müssen wissen, wenn wieder etwas passiert, dann droht ihnen diese und jene Strafe – deshalb werden wir auch ganz konsequent vorgehen“.

Verpflichtend vier bis fünf Termine

Landerl verspricht sich viel von der neuen Pflichtberatung. Denn in den vier bis fünf Terminen, die die Täter absolvieren müssen, wird auch eine Risikoeinschätzung gemacht. Die Information, wie gefährlich sie sind, wird an die Behörden weitergeleitet. Manchmal stehen Täter noch am Beginn einer so genannten Gewaltkarriere, manchmal aber sind solche Betretungsverbote nur die Spitze des Eisbergs und sechs Stunden reichen für eine dauerhafte Verhaltensänderung nicht aus.

Dann können die Gefährder, wie sie in der Fachsprache genannt werden, durch das neue System weiter verwiesen werden – in eine dauerhafte Begleitung. Oberstes Ziel sei es, dadurch die Opfer besser zu schützen.