„Ich habe aber doch Bedenken, dass es der richtige Weg ist, den Zugang zur öffentlichen Bildung über eine Art Impfzwang vorzusehen, und da sollten wir noch genauer darüber nachdenken. Ich glaube, es sind alle gut beraten, in der CoV-Pandemie, und noch ist die CoV-Pandemie ja noch nicht zu Ende, überhaupt irgendetwas kategorisch auszuschließen. Aber beim jetzigen Wissensstand, und auch mit Blick auf die Verfassungsrechtlichen Grenzen, die so etwas hätte, glaube ich, dass es nicht geboten ist“, so Lukas.
Rektor Lukas sieht damit außerdem rechtliche Probleme verbunden. „Ich glaube, dass es einen riesen Unterschied macht, ob man den Zugang zur Nachtgastronomie von 1-G oder 2-G abhängig macht, oder ob man ein Bildungsangebot, auf das junge Menschen angewiesen sind, davon abhängig macht, dass sie geimpft sind. Das sind zwei ganz grundlegend unterschiedliche Dinge, und die sollte man auch auseinanderhalten“, so Lukas.
Checkpoints für Studierende
„Wir werden mit Checkpoints, wo sich alle studierenden quasi akkreditieren müssen jeden Tag, mit einem Impfnachweis, oder einem aktuellen Testnachweis sicherstellen, dass die höchstmögliche Sicherheit gewährleistet ist, das bedeutet, dass die Studierenden dann jeden Tag Armbänder bekommen, mit denen sie dann nachweisen, dass sie zumindest getestet wenn nicht geimpft sind“, so Lukas weiter.
Neue Faktoren für CoV-Maßnahmen
Angesichts der steigenden Infektionszahlen gilt ab Freitag ein neuer Erlass für die Bundesländer bezüglich regionaler Coronavirus-Verschärfungen. Als Faktoren dafür gelten neben der 7-Tage-Inzidenz auch die Auslastung von Intensivbetten und die Durchimpfungsrate.
Erneut wurden am Donnerstag über 300 Neuinfektionen gemeldet. Außerdem hatte Wels am Donnerstag die 7-Tage-Inzidenz von 300 übersprungen. Mehr in Neuer Erlass für Maßnahmen (ooe.ORF.at). Der neue Erlass von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) verschärfe aber derzeit noch nichts, was an der Situation auf den Intensivstationen liegt, hieß es.
Stelzer: Auslastung der Intensivbetten entscheidend
Künftig werden neben der 7-Tage-Inzidenz auch die Intensivbettenauslastung und die Durchimpfungsrate berücksichtigt. Laut dem Büro von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sei der kritische Wert bei den Intensivbetten offenbar in dem Erlass mit zehn Prozent definiert worden – das wären in Oberösterreich 25 Betten. Am Donnerstag waren 16 Coronavirus-Patientinnen und -Patienten in Intensivstationen, also weniger.
Erst danach werde die Durchimpfungsrate im Bezirk bzw. in der Statutarstadt betrachtet und je nachdem die 7-Tage-Inzidenz definiert.
Rabl: „Wels dann nicht mehr Hochrisikogebiet“
Die Stadt Wels hat am Donnerstag die 300er-Grenze der Neuinfektionen überschritten. Aufgrund des neuen Erlasses falle Wels dann aber nicht mehr unter die Hochrisikogebiete, so FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl im Interview mit dem ORF OÖ: „Wir haben eine Durchimpfungsrate von über 56 Prozent derzeit – der Erlass sieht vor, dass es erst problematisch ist, wenn die Durchimpfungsrate unter 50 Prozent liegt“.
SPÖ: Kritik an Inzidenzerlass
Die SPÖ in Oberösterreich vermutet dahinter Kalkül, kurz vor der Landtagswahl Ausreisekontrollen zu vermeiden. Denn Wels hatte sich gestern mit einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 300 erstmals solchen Ausreisekontrollen genähert. Dass ausgerechnet dann ein neuer Erlass kommt, ist für SPÖ-Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer kein Zufall: „Also in der Geschwindigkeit, wie das gemacht worden ist, sehe ich da schon einen direkten Zusammenhang“. Diese Vorgehensweise sei schon länger auch in Fachkreisen diskutiert worden, „aber genau an dem Tag, wo die erste Großstadt Österreichs über der 300er-Inzidenz ist, wird der Hochinzidenzerlass geändert“.
Die Landesregierung habe tatenlos zugesehen, wie in Wels die Infektionszahlen steigen, so die SPÖ, die eine Ausweitung der Gurgeltests auf weitere Bezirke und eine bessere Impfkampagne fordert. Brockmeyer wünscht sich auch Impfstraßen an den Schulen zu Schulbeginn.
Laut dem Landeskrisenstab (Stand Donnerstag) sind von den 336 Neuinfektionen in Oberösterreich 58 Fälle auf Reiserückkehrer aus dem Kosovo, Kroatien und Bosnien zurückzuführen.
Lamprecht: Höchste Infektionszahlen bei Jüngeren
Bernd Lamprecht, Lungenspezialist am Kepler Klinikum in Linz sagte in der Fernsehsendung „Oberösterreich heute“ am Donnerstagabend, dass die 16 Personen, die derzeit intensivmedizinisch behandelt werden müssen, „tatsächlich jüngere Menschen sind als bei den Wellen zuvor“. Das decke sich mit dem Infektionsgeschehen. Denn die höchsten Infektionszahlen gebe es auch bei jüngeren Erwachsenen, wo gleichzeitig die Impfquoten am niedrigsten sind.
Lungenexperte Lamprecht zur CoV-Lage
Lungenexperte Bernd Lamprecht vom Kepler Universitätsklinikum in Linz gibt einen Überblick über die CoV-Situation in Oberösterreich.
Er hofft, dass jetzt noch viele von den Impfangeboten Gebrauch machen. Die derzeitigen Impfstoffe wirkten alle gegen die bislang bekannten Varianten, so Lamprecht. Aus seiner Sicht werde alles daran gesetzt, einen weiteren Lockdown zu verhindern und „die beste Maßnahme dabei ist eben eine Impfung“.