Coronavirus Massentests
FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
Coronavirus

Fast 300 Neuinfektionen in 24 Stunden

Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Oberösterreich ist zuletzt stark angestiegen. Allein von Mittwoch auf Donnerstag wurden laut dem Dashboard des Landes 297 neue Fälle registriert.

Auch in den Krankenhäusern werden mehr Covid-Patienten behandelt. 43 Oberösterreicher liegen derzeit auf der Normalstation – das ist fast eine Verdreifachung innerhalb einer Woche. Die Zahl der Intensivpatienten ist in diesem Zeitraum von fünf auf neun angestiegen. 2.803 Menschen befinden sich in Quarantäne. Die 7-Tages-Inzidenz lag am Donnerstag bei 77. 1.759 Menschen sind seit Ausbruch der Pandemie bis zu diesem Zeitpunkt im Zusammenhang mit dem Virus SARS-CoV-2 bzw. Mutationen davon verstorben.

Neuinfektionen für Mediziner alarmierend

Die hohen Neuinfektionszahlen mit dem Coronavirus sind auch für Mediziner alarmierend. „Der weitaus überwiegende Teil dieser Infektionen ist unter ungeimpften zu verzeichnen, tatsächlich gibt es auch in sehr seltenen Fällen Impf-Durchbrüche. Als Impf-Durchbruch bezeichnet man die Situation, wenn eine Person, die voll immunisiert ist, tatsächlich eine symptomatische Infektion erleidet. Aber das ist die Ausnahme. Der große Teil kommt eben aus der Anzahl der derzeit noch nicht geschützten, und das ist in unserer Bevölkerung derzeit doch ein Prozentsatz von rund 40“, so der Vorstand der Lungenheilkunde am Kepler-Klinikum in Linz, Bernd Lamprecht. Lamprecht rechnet sogar mit einer Verdreifachung der Patientenzahlen auf den Covid-Stationen in den Krankenhäusern in den kommenden Wochen.

Land rüstet sich für steigende Infektionszahlen

Das Land Oberösterreich rüstet sich gegen die zuletzt stark steigenden Infektionszahlen. Unter anderem sind gemäß dem Hochinzidenz-Erlass des Gesundheitsministeriums Ausreisekontrollen vorbereitet. Das gab der Landeskrisenstab in einer Presseaussendung Donnerstagnachmittag bekannt.

Darin wird darauf hingewiesen, dass sich die Zunahme der Infektionszahlen auch auf die Bettenbelegung in den Spitälern auswirke: Am 12. August waren insgesamt 20 Personen in den Krankenhäusern medizinisch versorgt worden, eine Woche danach – am Donnerstag – waren es bereits 52. Ein Großteil der Patienteninnen und Patienten ist nicht geimpft.

Hochinzidenz-Erlass

Der Hochinzidenz-Erlass des Gesundheitsministeriums sieht vor, dass in Regionen mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 300 über sieben aufeinanderfolgende Tage hinweg entsprechende Maßnahmen – insbesondere Ausreisekontrollen – zu setzen seien. Sollten die Maßnahmen getroffen werden müssen, sei der Landeskrisenstab in Zusammenarbeit mit den Bezirksverwaltungsbehörden, der Landespolizeidirektion und dem Bundesheer vorbereitet. Eine Inzidenz über 100 wiesen am Donnerstag Wels (170,8), Eferding (143,9), Gmunden (125,4) und Kirchdorf (106,7) auf.

Der beste Schutz gegen Infektionen sei die Impfung, betont der Landeskrisenstab. Ansonsten gelte „Monitoren – Informieren – Testen – Nachverfolgen (Tracen) – Isolieren“. In Gemeinden mit besonders hohen Inzidenzzahlen seien zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung eigene Kommunikationspakete und der zusätzliche Einsatz von Testbussen des Landes vorgesehen. Darüber hinaus werde es verstärkte 3-G-Kontrollen geben.

Allen Personen werde dringend empfohlen, sich vor Veranstaltungen oder größeren Feierlichkeiten im Freundes- oder Familienkreis mit einem PCR-Test Gewissheit zu verschaffen, dass keine Infektion vorliegt und damit eine weitere Ausbreitung verhindert wird. Ein funktionierendes Contact-Tracing (CT) habe in Oberösterreich immer höchste Priorität. Dafür stünden auf Landesebene 50 Mitarbeiter zur Verfügung. Dazu kämen bis zu 230 Mitarbeiter in den Bezirksverwaltungsbehörden (ohne Magistrate). Trotz der steigenden Zahlen habe Oberösterreich mit 70,9 Prozent eine hohe Aufklärungsquote, hieß es unter Berufung auf die AGES-Statistik für die KW 31 (das war die erste Kalenderwoche im August).

Binder: OÖ noch immer Schlusslicht bei Impfung

SPÖ Gesundheitssprecher Peter Binder wirft Landeshauptmann Thomas Stelzer und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (beide ÖVP) vor, in Sachen Impfung zu passiv zu agieren. Oberösterreich sei noch immer Schlusslicht in Österreich bei der Durchimpfung, kritisiert Binder das Tempo und fordert vor dem Schulstart im Herbst eine Nachschärfung der Impfstrategie. Wenn die Durchimpfungsrate in einzelnen Gemeinden unter 30% liege, dann könne keine Rede davon sein, dass Oberösterreich für die 4. Welle gut vorbereitet sei, so Binder.

Impfungen in Kirchen und vor Moscheen

In Wien wird auch in religiösen Einrichtungen geimpft, mitunter mit großem Interesse. So haben sich in der Vorwoche vor der Impfstation im Stephansdom Schlangen gebildet. Jetzt wird in Wien auch vor einigen großen Moscheen ein CoV-Impfstoff verabreicht, ganz ohne Terminvergabe. In Oberösterreich gibt es dazu keine konkreten Pläne, sehr wohl aber Gespräche mit der islamischen Glaubensgemeinschaft, bestätigt der Impfkoordinator des Landes, Gerhard Durstberger. Nach der Urlaubszeit will die islamische Glaubensgemeinschaft abfragen, ob Interesse an Impfmöglichkeiten ohne Anmeldung direkt bei den Glaubenshäusern bestehe. Impfstationen in katholischen oder evangelischen Kirchen seien derzeit nicht geplant, so Durstberger.

Impfen auf dem Fußballplatz

Impfen auf dem Fußballplatz – das ist Freitagabend bei vier Spielen im Fußballunterhaus möglich, und zwar in Bad Leonfelden, Braunau, Micheldorf und Mondsee. Eine Stunde vor Anpfiff, um 18.00 Uhr, haben Zuschauer, Funktionäre und Sportler die Möglichkeit, sich gegen das Corona-Virus immunisieren zu lassen. Gerade dort können viele junge Menschen erreicht werden, so Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer. Die Impfaktion wird in Zusammenarbeit mit dem Fußballverband, dem Roten Kreuz und dem Land Oberösterreich durchgeführt.