Doskozil und Gerstorfer
FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
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Politik

Burgenland Vorbild bei der Pflege

Oberösterreich braucht dringend zusätzliche Pflegekräfte. Die SPÖ will das über ein burgenländisches Modell erreichen: Pflegende Angehörige werden über das Land angestellt. Kritik kommt von der ÖVP.

In Oberösterreich braucht es bis 2025 aktuellen Berechnungen zufolge mindestens 2.500 zusätzliche Pflegekräfte. Österreichweit sind es in den nächsten Jahren 75.000. Wie man zu diesen Pflegerinnen und Pflegern kommt, will sich die Landes-SPÖ vom Burgenland abschauen. 200 Angehörige betreuen dort aktuell Senioren oder Menschen mit Beeinträchtigung.

Mindestlohn für Angehörige

Für maximal 300 gebe es die Möglichkeit, meinte Doskozil. Sie alle sind über eine Tochtergesellschaft der Landesholding angestellt und erhalten nach einer 100-stündigen Grundausbildung den Mindestlohn von maximal 1.700 Euro. Die Höhe hänge von der Pflegestufe ab. Bei Pflegestufe fünf sei die Ausgangsbasis eine 40-Stunden-Woche, bei Stufe vier 30 Stunden und bei Stufe drei 20 Wochenstunden.

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Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer

Start im September

Das einjährige Pilotprojekt zur Anstellung pflegender Angehöriger in Oberösterreich beginnt im September. Allerdings gilt es nur für Angehörige beeinträchtigter Kinder bis zu 16 Jahren. 30 Interessierte, überwiegend Frauen, nehmen daran teil. Sie erhalten ein befristetes Angestelltenverhältnis für 25 bis 30 Wochenstunden und bekommen ein Bruttogehalt ab 1.965,70 Euro.

Über Pflegegeld teilfinanziert

Als finanzieller Beitrag zur Betreuung werden 50 Prozent des Pflegegeldes eingehoben. Das Projekt könne jedoch derzeit nicht wie im Burgenland auf Angehörige von Senioren ausgedehnt werden, da in Oberösterreich 18 Entscheidungsträger – die Sozialhilfeverbände – eine einheitliche Regelung erschweren, so die leise Kritik der Landesrätin.

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Landeshauptmann Doskozil bei seinem Besuch in Linz

Kritik der ÖVP

Für die ÖVP in Oberösterreich besitzt das laut SPÖ burgenländische „Vorbild-Projekt" aber noch viele offene Fragen und blinde Flecken“. So müssten „faktisch nämlich betroffene Familien eine Anstellung zu großen Teilen über Abzüge bei Pflegegeld oder Pension selbst finanzieren. Außerdem seien Arbeitszeit-, Ruhezeit- und Urlaubsregelungen ungeklärt. Und: „Die Altersverteilung der pflegenden Angehörigen ist im Durchschnitt so gestaltet, dass nur für ein geschätztes Drittel der Zielgruppe das Anstellungsmodell überhaupt relevant ist“, zählte ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer in einer Aussendung auf.

Doskozil kein Wahlhelfer

Nein, Wahlhilfe für die oö. Landtagswahl am 26. September aus dem Burgenland hat sich SPÖ-Landeparteichefin und Soziallandesrätin Birgit Gerstofer mit Landeshauptmann Doskozil nicht nach Linz geholt, sagt sie. Dessen Besuch am Dienstag sei auch kein Indiz auf welcher Seite sie im schwelenden Streit zwischen Doskozil und Bundes-SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner stehe. Es ginge darum, dass sich Oberösterreich beim Modell „Anstellung für pflegende Angehörige“ etwas vom Burgenland abschauen wolle.