Umstrittene Tafeln „Hier wächst Bio-Braugerste“
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Chronik

„Tafelstreit“ im Bezirk Rohrbach

Verärgert sind einige Landwirte und ein Brauereibesitzer im Bezirk Rohrbach über die BH. Landwirte, die die Brauerei Hofstetten in St. Martin mit Bio-Braugerste beliefern, hatten zwei Tafeln in ihre Felder gestellt, auf denen Sie auf diese Kooperation hingewiesen haben. Die Bezirkshauptmannschaft hat diese Tafeln jetzt entfernen lassen.

Solche Tafeln seien bewilligungspflichtig, auch wenn sie die Bauern auf ihren eigenen Grund und Boden stellen. Argumentiert wird mir der Verkehrssicherheit. Auf Nachfrage, wie denn das mit den Plakaten der Parteien jetzt im Wahlkampf ist, hieß es: die hätten eine Ausnahmegenehmigung.

Politik darf plakatieren

Die Politik darf neben Bundes- und Landesstraßen plakatieren, Bauern und Unternehmer nur unter bestimmten Voraussetzungen, und außerhalb des Ortsgebietes auch nur mit Zustimmung der Bezirkshauptmannschaft. So lässt sich der Ärger der Landwirte und Hofstetten-Brauereichef Peter Kramer aus St. Martin im Mühlkreis zusammenfassen. „Hier wächst Bio-Braugerste für das Mühlviertler Bier“ war die Aufschrift auf gerade einmal zwei Tafeln, die am Rande von Getreidefeldern standen.

Umstrittene Tafeln „Hier wächst Bio-Braugerste“
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Die BH Rohrbach hat sie dennoch entfernen lassen. Sie seien nicht bewilligt, hieß es. Und bei der Bewilligung komme es vor allem darauf an, ob ein „vordergründiges Interesse der Verkehrsteilnehmer bestehe“.

Verkehrssicherheit entscheidend

Entscheidend seien die Verkehrssicherheit, also dass Autofahrer nicht abgelenkt werden. Und man wolle auch keinen Tafel-Wildwuchs neben der Rohrbacher Straße (B127). Brauereichef Peter Kramer versteht das, nur eines nicht: „Dass der Bauer auf seinem eigenen Feld keine Tafel reinstellen darf, wie man das ja sonst auch von den Saatgutgeschichten kennt.“

Und was die Verkehrssicherheit, also eine mögliche Ablenkung von Autofahrern anlangt, sagte Kramer im ORF-OÖ-Interview: „Die Politik hat eine Ausnahmegenehmigung, die dürfen diese Werbetafeln aufstellen. Das hat uns doch sehr verwundert. Denn das würde ja dann heißen, dass Gewerbe, Landwirtschaft und Festveranstalter den Verkehr gefährden würden. Wenn aber die Politik wirbt, nimmt man anscheinend Verletzte und Tote in Kauf. Da kommt bei mir völliges Unverständnis auf.“

„Politik hat sich Hintertüre offengelassen“

Fakt ist: Wahlplakate politischer Parteien dürfen zwei Monate vor und einen Monat nach der Wahl neben Straßen aufgestellt werden – auch ohne Genehmigung. Die Politik habe sich mit der entsprechenden Gesetzgebung da selbst eine Hintertüre offengehalten, bestätigt man auch bei der BH Rohrbach. Landwirtschaft und Unternehmern lege man hingehen Hürden in den Weg, ärgert sich Peter Kramer: „Wir haben mit dieser Braugerste, die wir wieder im Mühlviertel heimisch gemacht haben, etwas geschaffen. Die Bio-Biere laufen extrem gut, wir bezahlen die Bauern ordentlich, nämlich 50 Prozent über Marktpreis. Wir geben den Landwirten dadurch die Möglichkeit, wieder etwas Geld zu lukrieren, das nicht an Förderungen hängt. Wenn es dann nicht möglich ist, dies den Konsumenten zu kommunizieren, finde ich es schlichtweg schade.“

„Rohrbacher Land“ begrüßen Autofahrer

Übrigens: an allen Einfahrtsstraßen in den Bezirk Rohrbach stehen große Tafeln direkt neben der Straße, die die Autofahrer farbenfroh im „Rohrbacher Land“ begrüßen oder verabschieden. Ob sie für Autofahrer von „vordergründigem Interesse“ und verkehrssicher sind, darf bezweifelt werden.