Wirtschaft

Kapitel Rieger Bank-Pleite nach 23 Jahren geschlossen

Am Montag ist ein Kapitel weniger rühmlicher, österreichischer Wirtschaftsgeschichte geschlossen worden. Am Handelsgericht Wien fand die Schlussrechnungstagsatzung im Konkursverfahren der 1998 Pleite gegangenen Rieger Bank statt.

Damit wurde das längste Konkursverfahren einer Bank nach knapp 23 Jahren beendet, teilte der KSV 1870 am Montag mit. Das Gericht genehmigte am Montag den vom Masseverwalter vorgelegten Verteilungsentwurf. Es gibt eine Schlussquote von 0,6 Prozent – nach Ausschüttungen im Jahr 2000 und 2002 in der Höhe von jeweils rund 8,8 Prozent. So gab es am Ende des Verfahrens insgesamt eine Quote von 9,4 Prozent. Ehemals hatten rund 1.300 Gläubiger ihre Forderungen angemeldet. Insgesamt wurden Forderungen in der Höhe von gut 88 Millionen Euro anerkannt.

Bankeigentümer flüchtete nach Südfrankreich

Der Konkurs der auf Wechselgeschäfte spezialisierten Rieger Bank AG im Jahr 1998 war ein aufsehenerregender Fall. Offenbar hatte der damalige Bankeigentümer Wolfgang Rieger, der zu dieser Zeit auch Präsident des LASK war, Bilanzfälschung im großen Stil begangen und dann systematisch Geld aus der Bank abgezogen und ins Ausland verschoben. Als aufflog, dass die Bank mit 1,2 Milliarden Schilling – das entspricht etwa 87 Millionen Euro – verschuldet war, flüchtete Rieger nach Südfrankreich. Er nahm damals auch mehrere Hundert Millionen Schilling in bar aus dem Banktresor mit. Als die Ermittler dem Ex-Bankenchef drei Wochen später schon dicht auf den Fersen waren und auch das gestohlene Bargeld bereits großteils sichergestellt war, stellte sich Rieger in Wien.

Sechs Banken vor dem Insolvenzrichter

In den vergangenen drei Jahrzehnten beschritten insgesamt sechs Banken den Weg zum Insolvenzrichter. Neben der Rieger Bank 1998 waren dies die Bank für Handel und Industrie (1995), die Diskont Bank (1998), die Trigon Bank (2001), Anglo Austrian AAB AG (vorm. Meinl Bank, 2020) und die Commerzialbank Mattersburg (2020). In der Bankenkrise wurden zudem einige Banken durch Staatshilfen oder einer Verstaatlichung (Hypo Alpe Adria) vor einer drohenden Pleite gerettet.