Stollen in Ebensee
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Chronik

Aufregung über Stollen in Ebensee

In Ebensee will ein Unternehmer in einem von KZ-Häftlingen errichteten Stollen eine Kur für Lungenkranke anbieten. Das Projekt stößt auf Widerstand, weil es Bedenken wegen der historischen Belastung gibt und weil eine Zunahme des Verkehrs befürchtet wird.

250 Meter ist der Stollen im Ortsteil Rindbach lang. Auf zwei Ebenen wurden 1944 die Gänge in den Berg geschlagen, um eine nahegelegene Raffinerie mit Kühlwasser zu versorgen. Jetzt will Anton Putz den Stollen touristisch nutzen. Gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit seien ideal, um bei Atemwegserkrankungen Linderung zu verschaffen, so der Unternehmer im Gespräch mit dem ORF Oberösterreich.

Betreiber hat keine Bedenken

Dass der Stollen von Häftlingen des Konzentrationslagers in Ebensee errichtet wurde, ist für Putz kein Problem. Er habe zum Beispiel bei „jenen Leuten, die jährlich bei den Gedenkfeiern kommen“ angefragt und die hätten gesagt „macht endlich etwas Gescheites draus, wir stehen hundertprozentig hinter euch, wenn ihr so etwas macht“.

Geschichte der Stollen muss sichtbar gemacht werden

Aufgrund der historischen Belastung des Stollens wurde das Projekt auch vom Zeitgeschichtlichem Museum Ebensee, das auch in Kontakt mit dem Mauthausen Komitee steht, geprüft. „Wir haben immer den Standpunkt vertreten, dass eine Nutzung möglich ist, es muss nur eine Kontextualisierung stattfinden“, sagt Museumsdirektor Wolfgang Quatember. Im Eingangsbereich müsse für jeden gut sichtbar, das „historische Entstehen durch KZ-Häftlinge dokumentiert sein“.

Widerstand wegen Verkehrsproblemen

Trotzdem stößt das Projekt auf Widerstand. Schon jetzt ist der Ortsteil Rindbach direkt am Traunsee vom Verkehr völlig überlastet. Anrainer befürchten, dass sich die Situation weiter verschärft. Es werde Verhandlungen geben, sagt die Bürgermeisterin von Ebensee, Sabine Promberger (SPÖ), die Gemeinde könne nicht entscheiden, ob es eine Genehmigung gibt oder nicht. Sie sei aber der Meinung, dass nioch mehr Verkehr für die Bevölkerung untragbar sei.

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Anton Putz ist optimistisch, dass er die Stollen für Lungenkranke verwenden kann

Der Projektbetreiber zeigt sich trotz Widerstands zuversichtlich, am 19. Juli die Betriebsstättengenehmigung zu erhalten. Er rechnet mit 100 bis 150 Gästen pro Tag, für die er, falls möglich und notwendig, einen Shuttledienst einrichten will.