Kirche mit Wahlplakat
laumat.at/Matthias Lauber
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Politik

Aufregung über Wahlplakat auf Kirche

In Roitham am Traunfall (Bezirk Gmunden) sorgt ein Plakat mit der Aufschrift „Gemeindearbeit auf höchstem Niveau, OÖVP“ für Aufregung. Der Auslöser ist vor allem der Ort, an dem das Plakat angebracht worden ist – der Kirchtum.

Die Roithamer Kirche wird derzeit saniert, und um den Kirchturm wurde ein Gerüst aufgestellt. Um an Geld für die Bauarbeiten zu kommen, hat die Pfarre Firmen in der Umgebung mit der Bitte um Unterstützung angeschrieben. Im Gegenzug könne ein Werbeplakat während der Bauarbeiten an dem prominenten und gut sichtbaren Ort angebracht werden. Jetzt hängt das Plakat mit dem Spruch „Gemeindearbeit auf höchstem Niveau, OÖVP“ auf dem sakralen Gebäude. Pikant ist das vor dem Hintergrund, dass in Österreich Kirche und Staat strikt getrennt sind und im Herbst noch dazu auf Landes- und Gemeindeebene gewählt wird. Roitham hat derzeit übrigens einen SPÖ-Bürgermeister.

Kirche mit Wahlplakat
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Hoch auf dem Kirchturm ist das Plakat angebracht

Der Pfarrer von Roitham wollte auf Radio-Oberösterreich-Anfrage am Mittwochvormittag kein Interview geben. Er gab zu verstehen, dass er versuche, weitere Aufregung zu vermeiden. Er sehe das Plakat jedenfalls kritisch, denn Parteipolitik und Kirche müssten klar getrennt sein. Dass es trotzdem zu dieser Parteiwerbung gekommen sei, liege daran, dass im Finanzausschuss der Pfarre zugunsten des Plakats abgestimmt worden sei. Davor gab es eine lange Diskussion mit sehr unterschiedlichen Meinungen, wie heute auch die „Oberösterreichischen Nachrichten“ berichten.

Diözese überprüft Regelungen

Die Frage, ob das Wahlplakat nach der Aufregung abgenommen wird, konnte der Pfarrer noch nicht beantworten. Dieses Wahlplakat könnte jetzt auch über die Roithamer Grenzen hinweg Folgen haben. Der Fall werde von der Diözese Linz geprüft, und dabei werde auch überprüft, ob die Regelungen überarbeitet werden sollen. Eine klare Richtlinie, die ein Parteiplakat auf Kirchengebäuden verbiete, gebe es derzeit nicht.

Für SPÖ „purer Zynismus“

Am frühen Mittwochnachmittag gab es auch bereits die erste politische Reaktion von SPÖ-Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer. Für ihn ist das ÖVP-Werbeplakat am Kirchturm „purer Zynismus“. Auf der einen Seite werde Hetze gegen Muslime betrieben und an allen Ecken ‚politischer Islam‘ geortet, auf der anderen Seite ein katholisches Gotteshaus für Parteiwerbung missbraucht. Jeder Ort von Gläubigen – egal welcher Religion – müsse immer neutraler Boden sein, so Brockmeyer.