Einen Tag altes Kalb
ORF/kelp
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Wirtschaft

Neues Kälberprogramm im Mühlviertel

Eine neue Initiative setzt der Biofleischverarbeiter Sonnberg in Unterweißenbach (Bezirk Freistadt). „Bruderwohl“ setzt sich dafür ein, dass männliche Jungtiere nicht nach der Geburt getötet oder ins Ausland exportiert werden.

Der Hahn, der keine Eier legt. Das männliche Ziegenkitz oder Lamm und jetzt auch das männliche Kalb, das keine Milch gibt – sie alle sind für die Landwirtschaft meist unrentabel und werden getötet oder oft tagelang unter widrigsten Bedingungen durch halb Europa transportiert. Dem will sich die Initiative Bruderwohl entgegensetzen. Entwickelt wurde sie von der Lampert GmbH, die Marken wie „Zurück zum Ursprung“ und „Ja natürlich“ für den Lebensmittelhandel entwickelt hat, sagt Projektleiter Stephan Pöchtrager: „Uns ist es wichtig, Lebensmittel Vorort bei österreichischen Bauern und Bäuerinnen zu produzieren, bei regionalen Verarbeitern zu veredeln und wiederum in Österreich den Konsumenten anzubieten.“

Initiative startete mit Hähnen

Begonnen hat die Initiative Bruderwohl 2015 mit den Hähnen – heute werden dadurch rund 250.000 Hahnenküken großgezogen, statt die Tiere sofort nach der Geburt zu töten. Später hat man Schafe und Ziegen ins Programm aufgenommen. Der letzte Schritt erfolgt jetzt mit den Kälbern. Bauern bekommen für ein männliches Kalb, das unter Bio-Standards großgezogen wird, rund 30 Prozent mehr bezahlt, so Pöchtrager: „Bis ein Kalb in rund vier Monaten großgezogen ist, braucht man ca. 1.000 Liter Milch. Diesen Milcheinsatz bekommt der Bauer abgegolten. Dadurch wird es für den Bauern wieder lukrativer, es werden die Kosten gedeckt.“

Wichtiger Impuls für 1.000 Landwirte

Geschlachtet und verarbeitet werden alle Tiere der Initiative Bruderwohl, bis auf die Hähne, bei Sonnberg Biofleisch und gehen von dort unter der Marke „Zurück zum Ursprung“ in die Filialen des Lebensmitteldiskonters Hofer. Ein wichtiger Impuls für die rund 1.000 Landwirte, die insgesamt an Sonnberg liefern und für die rund 70, die an der Initiative inzwischen teilnehmen.

„Bisschen Bewusstsein bei Kunden entstanden“

Ein wichtiger Wirtschaftsimpuls aber auch für die Region rund um Unterweißenbach, so Sonnberg-Chef Manfred Huber: „In dieser Zeit, die wir jetzt hinter uns haben, ist bei den Kunden ein bisschen ein Bewusstsein entstanden. Wir haben inzwischen wieder zehn neue Mitarbeiter aufnehmen können, derzeit haben wir rund 100 Mitarbeiter, die sich mit dem Thema beschäftigen. Und die Wertschöpfung bleibt in der Region.“ Hahn-, Kitz- und Lammfleischprodukte sind bereits erhältlich, das Kalbfleisch soll ab Herbst in den Regalen sein.

Aus Oberösterreich werden rund 3.500 Stierkälber pro Jahr vor allem Richtung Südeuropa exportiert, so die Landwirtschaftskammer. Der Rest komme österreichweit in die Stiermast.