Bühne beim Festakt 100 Jahre Arbeiterkammer
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Politik

100 Jahre Arbeiterkammer Oberösterreich

In Linz ist am Freitag das 100-jährige Bestehen der Arbeiterkammer Oberösterreich gefeiert worden. Die Spitzen der Arbeitnehmervertretung und der Landesparteien haben sich dabei im Linzer Design Center getroffen.

Der Festredner, Bundespräsident a.D. Heinz Fischer ist selbst Teil der Geschichte Österreichs. Er blickte auf die bewegten letzten 100 Jahre zurück und fordert dazu auf, Lehren zu ziehen: „Die Demokratie, die uns sichern soll, was wir an Errungenschaften entwickelt haben, zu erhalten, geht leichter und ist erfolgversprechender, wenn es ein gutes Maß an sozialer Absicherung, sozialer Stabilität und sozialer Gerechtigkeit gibt.“

Bundespräsident a.D. Heinz Fischer beim Festakt 100 Jahre Arbeiterkammer
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Bundespräsident a.D. Heinz Fischer

Gespräche sind wichtig, um soziale Konflikte und Spaltungen zu verhindern. In Oberösterreich scheint man da auf einem guten Weg zu sein. Über Parteigrenzen hinweg gab es am Freitag anerkennende Worte für die Expertise und die Arbeit der Arbeiterkammer, so zum Beispiel von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP): „Ich bin der Arbeiterkammer sehr dankbar, dass zum Teil mit der Wirtschaftskammer, zum Teil aber auch eigenständig oder mit uns als Landespolitik gerade auch in dieser Krise viele Ideen entwickelt wurden, die dann auch sehr schnell und konsequent umgesetzt wurden – sei es die Zukunftsstiftung oder sei es der Härtefonds für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“

Thomas Stelzer beim Festakt 100 Jahre Arbeiterkammer
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Landeshauptmann Thomas Stelzer

Auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sparte nicht mit Dank für die AK: „Wir können alle auch froh darüber sein, dass die Arbeiterkammer ein wesentlicher Partner in der Gestaltung der Gesellschaft ist. Nicht nur der ökonomischen Rahmenbedingungen, nicht nur im Arbeits- und Sozialrecht, sondern über weite Strecken Partnerin für die Entwicklung einer demokratischen und zukunftsorientierten Gesellschaft.“

Klaus Luger beim Festakt 100 Jahre Arbeiterkammer
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Bürgermeister Klaus Luger

Schlagworte wie Digitaliserung, Ökologisierung oder die Weiterentwicklung des Bildungs- und Sozialsystems sind für die Arbeiterkammer zukunftsweisende Punkte. Man sei daher bereit, sich mit allen Partnerinnen und Partnern auf Landes- und Bundesebene diesen Herausforderungen zu stellen, betonte AK-Präsident Johann Kalliauer in seiner Rede: „Aus unserer Sicht braucht es dazu so etwas wie eine Grundlage“ und diese sei der Rückhalt durch die Mitglieder, die Mitgliedernähe sowie die Pflichtmitgliedschaft und eine gesicherte Umlage, so der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich.

Johann Kalliauer beim Festakt 100 Jahre Arbeiterkammer
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AK-Präsident Johann Kalliauer

Die Geschichte der Arbeiterkammer in Oberösterreich

  • 1921 gegründet, war die Kammer zu Beginn eine kleine Expertenorganisation, die sich über Jahrzehnte zu einer stark serviceorientierten Interessenvertretung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entwickelt hat.
  • In der Gründungsphase werden Arbeitslosengeld und die Notstandsunterstützung als soziale Absicherung eingeführt.
  • 1934 wird die AK nach der Ausrufung des Ständestaates entmachtet,
  • 1939 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten vollständig liquidiert.
  • 1945 zerstören Bomben das AK-Gebäude am Linzer Volksgarten, wenig später beginnt der Wiederaufbau.
  • In der Nachkriegszeit folgt ein rasanter wirtschaftlicher Aufschwung – das Wirtschaftswunder mit Vollbeschäftigung. Oberösterreichs junge Demokratie setzt auf sozialen Frieden.
  • Die Interessenvertretung erkämpft in den folgenden Jahrzehnten wesentliche Verbesserungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Große Meilensteine sind für AK-Präsident Johann Kalliauer die Verankerung des Kollektivvertragsrechts als zentrales Steuerungselement der Einkommen, große Gleichstellungspakete im Bezug auf Frauenrechte
  • In den 1990er Jahren baut die AK ihr Angebot für ihre Mitglieder konsequent aus. Die Zahl der Beratungen steigt kontinuierlich.
  • Seit 2006 veröffentlicht die Arbeiterkammer regelmäßig ein „Schwarzbuch“ über Arbeitsrechtsverletzungen. Das führt zu Konflikten mit der Wirtschaftskammer und stellt die Sozialpartnerschaft immer wieder vor Belastungsproben. In der Corona-Krise rücken die beiden Kammern zusammen, das Schwarzbuch ist Geschichte.