Urabstimmung bei MAN
FOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR
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Wirtschaft

MAN: Staatsbeteiligung als Rettungsoption

Der Volkswirt Christian Bellak, der an der WU Wien lehrt, hält eine temporäre staatliche Beteiligung am MAN-Werk Steyr für eine Rettungsoption und verweist auf die Schraubenfabrik Schmidt, die so in den 1990er Jahren vor der drohenden Schließung gerettet worden sei.

Am Mittwoch findet im MAN-Werk in Steyr die nächste Verhandlungsrunde über den Sozialplan für den von Schließung bedrohten Standort statt. Die Frist des exklusiven und von der Belegschaft abgelehnten Kaufangebots von Investor Siegfried Wolfs ist Ende April abgelaufen, der Konzern drängt aufs Zusperren.

„Ideologischer Reflex“

Die SPÖ hatte eine Beteiligung des Staates an MAN in Steyr ins Spiel gebracht. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) lehnt dieses Modell ab. Ein kategorisches Nein, wie es auch von der Industriellenvereinigung kommt, hält Bellak eher für einen „ideologischen Reflex“ als für eine „fundierte Abschätzung der Vor-und Nachteile“. Derartige Auffanglösungen könnten nämlich erfolgreich sein, wird er in einer Aussendung von „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“ zitiert. Es müssten jedoch klare, nachvollziehbare und überprüfbare Kriterien festgelegt werden.

Rettung der Schraubenfabrik Schmidt

Als gelungenes Beispiel nennt er die Schraubenfabrik Schmidt in Hainfeld, die in den 1990er-Jahren durch eine vorübergehende Beteiligung durch die GBI (Gesellschaft des Bundes für Industriebeteiligungen) vor der drohenden Schließung gerettet worden sei. Heute stehe die Schraubenfabrik wieder in Privateigentum – von Kellner & Kunz AG.

Wäre die Fabrik damals nicht temporär unterstützt worden, gäbe es in einem strukturschwachen Gebiet Niederösterreichs keine industrielle Schraubenproduktion mehr", meint der Wissenschafter. „Kurzfristig anfallenden Kosten“ müsse man „die langfristigen Erträge in Form von Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekten gegenüberstellen“.