MAN Werk Steyr Einfahrt
Team Fotokerschi
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Wirtschaft

Sozialplan für MAN Steyr wird verhandelt

Am Montag haben im MAN-Werk Steyr die Verhandlungen mit der Konzernführung über einen neuen Sozialplan begonnen. Betriebsrat Helmut Emler erwartet sich „zielführende“ Gespräche und keine reine Präsentation des Unternehmens. Laut WIFO seien bundesweit 5.900 Jobs bedroht.

Bei den Zukunftsgesprächen rund um MAN Steyr solle es keine Tabus geben, forderte Arbeiterkammer-OÖ-Präsident Johann Kalliauer am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz und verwies auf eine aktuelle WIFO-Studie. Demnach seien mit jedem Arbeitsplatz in der Produktion in Steyr bundesweit zweieinhalb weitere Jobs verbunden, mehrheitlich in anderen Branchen wie etwa Handel oder Bau.

Um die Arbeitsplätze zu sichern, müsse laut Kalliauer auch über eine Beteiligung der öffentlichen Hand nachgedacht werden. Daneben forderte er eine Gesamtstrategie für die „Kfz-Branche in Österreich“ mit Förderprogrammen, Unterstützung bei der Grundlagenforschung oder einen Beteiligungsfond der öffentlichen Hand, der Unternehmen, die sich in Österreich ansiedeln wollen und große Risiken auf sich nehmen, unterstützt.

Auswirkungen auf Nachbarbezirke

Weit über 2.000 Arbeitsplätze wären von einer Werksschließung direkt betroffen. Zu den Auswirkungen einer Schließung des MAN-Werks sagt der Senior Economist des WIFO, Gerhard Streicher, dass in der Stadt Steyr 6.000 Personen in der Kfz-Herstellung beschäftigt seien – was fast einem Viertel der Gesamtbeschäftigung in der Stadt entspreche – konzentriert auf zwei Großbetriebe. 4.000 dieser Beschäftigten wohnten aber nicht in der Stadt Steyr, sondern in den Nachbarbezirken. Besonders betroffen wären die Bezirke Steyr-Land und Amstetten. Allein aus dem Bezirk Amstetten kommt laut Streicher ein Viertel dieser Beschäftigten.

Wertschöpfung von 280 Millionen Euro

Konkret auf MAN bezogen geht das WIFO auf Basis der Zahlen von 2016 bis 2018 – im Schnitt 2.100 Beschäftigte und 1,1 Mrd. Umsatz – davon aus, dass Lohnkosten von 170 Mio. Euro eine geschätzte Wertschöpfung von 280 Mio. Euro gegenübersteht. Durch indirekte Effekte hängen gemäß den Berechnungen weitere 1.800 Beschäftigte im Zulieferbereich in ganz Österreich daran, die eine Wertschöpfung von rund 350 Mio. Euro generieren.

Inklusive induzierter Effekte – also Konsum- oder Investitionseffekte – kommt das WIFO auf 5.900 Beschäftigte bundesweit, die mit dem Werk in Steyr verbunden sind und bei einer Schließung wackeln würden, davon 55 bis 60 Prozent in den Bezirken rund um Steyr. Das ist etwas niedriger als die Prognose der Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich, die 8.400 bedrohte Jobs erwartet.

Was die weiteren Chancen der betroffenen MAN-Mitarbeiter am Arbeitsmarkt angeht, so sieht Streicher zwar eine an sich recht gute Lage für diese Berufe, aber bei weitem zu wenige freie Stellen für den Fall einer Unternehmensschließung. Hinzu komme, dass viele potenzielle Arbeitgeber selbst als Zulieferer von der Autoproduktion abhängig sind.