Chronik

MAN: Bisheriger BR darf Werksgelände nicht mehr betreten

Der bisherige MAN-Arbeiterbetriebsrat des Werks in Steyr, Erich Schwarz, darf das Werksgelände seit Ausscheiden aus dem Unternehmen vergangene Woche nicht mehr betreten. Dies sei ihm telefonisch mitgeteilt worden.

Schwarz bestätigte einen Bericht in der „Kronen Zeitung“ (Dienstag-Ausgabe). Gründe, warum er nun als Pensionist ein Betretungsverbot erhalten habe, seien ihm nicht genannt worden. Grundsätzlich dürften laut Schwarz Pensionisten von MAN nach Voranmeldung das Werk besuchen, auch dies sei ihm untersagt worden.

Keine Angaben zum Grund

Ob das eine Coronavirus-bedingte Maßnahme sei oder etwas mit dem Nein der Belegschaft zur Übernahme des Werks durch Investor Siegfried Wolf zu tun habe, könne er nicht sagen.

Gewerkschaftsvertreter reagieren entrüstet

Entrüstet hat die Gewerkschaft auf das Betretungsverbot reagiert. PRO-GE-Bundesvorsitzender Rainer Wimmer sprach von einem „schweren Foul“. Schwarz solle „offensichtlich diskreditiert werden, denn der Konzern versuche von eigenen Fehlern abzulenken und das für den Konzern unangenehme Abstimmungsverhalten der Belegschaft dem Betriebsrat anzulasten“, hieß es in einer Aussendung.

Kalliauer erwartet Rücknahme

Oberösterreichs ÖGB-Landesvorsitzender und AK-Präsident Johann Kalliauer sieht in der Vorgehensweise einen „Skandal“. Er erwarte sich, dass diese „Maßnahme unverzüglich zurückgenommen“ werden, wird er in einer Aussendung zitiert. Schwarz habe jahrzehntelang „das Beste für den MAN-Konzern gegeben. Ihn jetzt in der Pension mit so einer Sanktion zu bestrafen, nur weil er hinter der Belegschaft gestanden ist“, findet Kalliauer „unfassbar“.

SPÖ weiter für staatliche Beteiligung

Die SPÖ pocht weiter auf eine Rettung des MAN-Standortes in Steyr, die auch andere Parteien fordern. Die Sozialdemokraten sprechen sich hierbei aber weiterhin für eine staatliche Minderheitenbeteiligung bis zu 20 Prozent aus, „um die Profitabilitätsrechnung potenzieller Investoren zu verbessern“, sagte Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter am Dienstag. Er will „andere Hersteller zu Gesprächen über ein solches Modell laden, um Druck in München und Wolfsburg zu machen“.

Maznetter: MAN und VW „auf die Zehen treten“

Der oberösterreichischen Landesregierung und der Bundesregierung warf Matznetter vor, seit Bekanntwerden des drohenden Aus des Standorts zu „schlafen“. Dringend gehöre aber MAN und dem Mutterkonzern Volkswagen die Rute ins Fenster gestellt, denn Österreich dürfe seinen volkswirtschaftlich wichtigen Autocluster nicht gefährden. MAN und VW gehöre gesagt: „Ihr könnt auch nicht mit uns reden, aber wir werden nicht tatenlos zusehen. Wir machen was möglich ist, weil wir unser Cluster aufrechterhalten. Gelingt das in Steyr mit einem Konkurrenten von euch, der euch um die Ohren fährt – euer Pech“, so Matznetter darüber, wie die Politik nun gegenüber den deutschen Unternehmen auftreten müsse. „Es gehört da viel mehr auf die Zehen gestiegen.“